Einführung in die Kunst des Erinnerns und Vergessens bei Weinrich

Dezember 11, 2008

Dieser Artikel möchte kurz und knapp in die Kunst des Vergessens einführen. Hierfür wird zurückgegriffen auf das Werk ‘Lethe – Kunst und Kritik des Vergessens’ von Harald Weinrich (*1927), spezieller: nur auf die ersten beiden Kapitel, welche in die grundlegende und klassische Ansicht (von Simonides bis Dante) der Mnemotechnik und deren Gegenspieler, die Vergessenskunst, einführt.

Diesen Artikel gibt es auch als PDF zum downloaden und ausdrucken. (Neue Versionen der PDF werden aber nur im Artikel selbst aktualisiert werden)


Das Übel der Rechtschreibung

September 25, 2008

Um hiermit mal etwas altbekanntes und schon oft behandeltes erneut anzusprechen: die Rechtschreibung.

Grundsätzlich eine der schädigensten Erfindungen der Menschheit, zwängt sie der Sprache doch ein unnatürliches Korsett auf, welches sie in eine ihrer freien Entfaltung beraubende Form presst. Doch die prinzipiell schädigende Einrichtung einer Regelung durch Menschen, die von Sprache keine Ahnung haben, soll hier nicht primär Thema sein.

Behandeln möchte ich hier nur kurz einige Unterschiede zwischen alter und neuer Rechtschreibung, soweit sie mir aufgefallen sind.

Rein prinzipiell scheint die neue Rechtschreibung der natürlichen Sprachausübung näher zu kommen und beseitigt einige alte Schäden, doch wirft dafür auch neue auf. So sind z.B. die freie Wahl von Groß- und Kleinschreibung bei einigen früher unnötigerweise groß geschriebenen Wörtern positiv hervorzuheben; wenngleich man, wie es in anderen Ländern schon lange Sitte ist, konsequent genug hätte sein müssen, um die Großschreibung Satzanfängen und Namen als Privileg zuzuschreiben.

Auch ist die Beseitigung zahlreicher unnötiger Kommataregeln sehr erfreulich, doch wurden auch unnötige neue eingeführt, so z.B. das setzen von Kommata nach wörtlicher Rede, selbst wenn in dieser ein emphatisches Satzzeichen enthalten ist. Weiterhin war man auch hier nicht konsequent genug, denn eigentlich sind Kommata nur erforderlich, wo eine Tonänderung im Sprechfluss entsteht.

Der Unterschied zwischen ss und ß ist wiederum erfreulich, da nun endlich zwei Grapheme für zwei Phoneme stehen, nicht wie ehedem noch ein Graphem für zwei Phoneme. Denn /s/ und /z/ sind deutlich verschieden, und dies sollte auch die Schrift relektieren. Dass man auch hier nicht weit genug ging, dürfte leicht ersichtlich sein, stehen doch weiterhin viele Grapheme für mehr als ein Phonem; doch steht die deutsche Schreibung hier wenigstens schon einmal wesentlich besser da als z.B. die französische oder die englische. Ich persönlich hätte ja nichts dagegen, wenn alles in IPA geschrieben wird. /natyɐliçɐ væʀǝ es/.

Wann Wörter auseinander und wann zusammen geschrieben werden, wurde zwar etwas verbessert, unnatürlich ist es aber trotzdem noch, vor allem, wenn Wörter getrennt werden, die eindeutig ein einzige phonologisches Wort darstellen und als dieses auch leichter zu identifizieren sind denn als Regelgebundendes grammatisches Wort.

An diesem letzten Satz sieht man einen weiteren Punkt, denn warum wird dieses doch so offensichtliche Adjektiv groß geschrieben? Ich sage hier nur: nieder mit der überflüssigen Großschreibung! Dies wird sogleich viele Unklarheiten und Unregelmäßigkeiten beseitigen.

Letztlich noch der Punkt, welcher mich als einziger absolut und klar an der Neuen Rechtschreibung stört. Auch wenn man diesen Punkt so oder so sehen kann, stellt er eine große linguistische Debatte dar, bei welcher sich die Rechtschreibung für eine Position entschieden hat. Ich fange mit einem Beispiel zur Verdeutlichung an:

1. Alt: „Die meisten hatten schlicht Angst.“

2. Neu: „Die Meisten hatten schlicht Angst.“

Hier sieht man folgendes:

  1. nimmt an, dass sich in diesem Satz ein Substantiv befindet, welches als Begleiter das Adjektiv meist[en] hat. Das Substantiv wurde jedoch getilgt oder befindet sich in einem anderen Satz: a) die meisten Menschen hatten schlicht Angst. b) Menschen gingen dorthin. Die meisten Menschen hatten schlicht Angst.

  2. nimmt an, dass sich hier kein Substantiv befindet, sich das [Meisten] auf kein anderes Substantiv bezieht, sondern selber eines ist.

Damit spricht es einen wichtigen Punkt in der Syntax an. Meine Intuition spricht dafür, dass 1. korrekt ist, denn beim Lesen oder Sprechen dieses Satzes muss man gedanklich ein lebendes Objekt hinzufügen, denn nur dieses kann Angst haben. „Die Meisten“ müssen ein Gesicht haben, sie müssen etwas sein. Doch so, als 2., haben sie dies nicht, sind vielmehr etwas abstraktes und fernes. Weiterhin befindet sich bei Sätzen dieser Art vor allem auch irgendwo im Kontext ein Substantiv, auf den sich dies bezieht, das aber in diesem Satz aufgrund von Ästhetik erstmal getilgt wird.

Hiermit schließe ich vorerst meine Ausführungen die Rechtschreibung betreffend mit dem emphatischen Aufruf, sie endlich zu zerstören oder zumindest so konsequent weiterzuführen, dass sie endlich doch die natürliche Sprache reflektiert und nicht mehr nur das Instrument einer elitären Klasse ist, die es als einziges beherrscht und damit andere Nicht-beherrschende denunzieren kann. Die Rechtschreibung presst etwas dynamisches ökonomisches in ein statisches Gerüst, dass es in seiner freien Entfaltung weiter behindert.Vermutlich kann man die geistige Freiheit einer Gesellschaft gar an den Regeln ihrer Rechtschreibung ablesen.


Die Ursprache

Juli 28, 2007

Kurzer Artikel dazu dass eine Ursprache umstritten ist:

http://derstandard.at/?id=2973506

Comrie meint also, eine Ursprache wäre möglich gewesen.

Meine Ansicht dazu steht ja schon. Ich glaube kaum, dass es mal eine kleine Gruppe gab die einfach so das Sprechen erfunden hat. Natürlich entwickelte es sich langsam. Bei Affen findet man teilweise Verständigungsähnliche Vorgänge, und diese sind in diesem frühen Stadium auch noch für das ganze Geschlecht gleich, aber Menschen kann man sie ja noch nicht nennen. Gehen wir also von einem Punkt aus, an dem es bereits nahe Vorgänger des homo sapiens waren. Vermutlich verständigte man sich anfangs durch Grunzlaute und ähnliches. Zu diesem Zeitpunkt gab es aber bereits viele und auch verteilte „Menschen“. Es ist also wesentlich wahrscheinlicher, dass sich in verstreuten Gruppen die „Sprache“ jeweils eigenständig entwickelte. Die Veranlagung zur Sprache soll ja laut Chomsky & Co. bereits im Menschen verankert sein. Und eine einfache Grundsprache mit einem Vokal (/e/) und den simpelsten Konsonanten zu erstellen ist ja nicht schwer. Grammatik ist eine Grundveranlagung (C. & Co.), warum also nicht annehmen, dass verschiedene Leute in einem ähnlichen Zeitraum bzw. besser zu einem ähnlichen geistigen Entwicklungsstand auf die selbe Idee kamen? Sieht man doch auch heutzutage immer wieder überall. (Vgl. andere wissenschaftliche Bereiche & „Ideen“)

Sofern man also nicht bereits das Grunzen als Ursprache postuliert, gab es keine. Eher eine im Menschen verankerte Veranlagung die irgendwann hervorbrechen musste.

Natürlich kann man sich aktiv dem Erforschen des Grunzens verschreiben. Ansätze dazu finden sich ja bereits in der Metal-Szene.

Kleine Nebenbemerkung zu den Annahmen der EHL: Ja, es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Sprachfamilien. Aber dort werden auch vergessen, die ausgestorben sind sowie die Gruppe der isolierten Sprachen ohne Familie.

Ein paar Protosprachen mag es gegeben haben. Und noch etwas: was ist mit den ganzen Sprachen, die ausgestorben sind?

Ich erinnere auch mal daran: Link


Frage

Mai 13, 2007

Warum nach Perfektion streben wenn es doch bereits reicht, dass etwas funktioniert?

Warum nach Universalität in der Grammatik suchen?