Einst sprach Hobbes davon, dass die Menschen im sogenannten Naturzustand stets danach bestrebt sind, sich eine Macht nach der anderen zu verschaffen. Und warum tun sie dies? Weil sie Angst haben, ihre vorhandene Macht zu verlieren. Macht sah er hierbei als alles an, was einem einen Vorteil verschafft, und kann dem entsprechend weit ausgelegt werden. Hobbes selber führte vor allem den Wunsch nach Reichtum, Ehre, Herrschaft und anderer Macht an, welcher die Menschen in einen Krieg aller gegen alle stürzt.
Doch eines fehlt hierbei: nicht im Naturzustand ist dies so, sondern vor allem in der menschlichen Gesellschaft. Insofern kann man eher Rousseau die Ehre der richtigen Erkenntnis zusprechen, auch wenn dieser ebenfalls einen Naturzustand annahm, den es aber nie gegeben hat, denn der Mensch ist von Natur aus ein Herdentier. Auch sah er jegliche menschliche Gesellschaft als grundsätzlich den Menschen verderbend an, was widerum etwas zu weit geht.
Nun stimmen aber gewisse Grundaussagen, wenn man von den Details mal absieht. Nicht alle, doch die meisten Menschen, werden durch die Gesellschaft gewissermaßen verdorben. Vieles am Menschen ist Erziehung und so wird er zwangsweise von seiner Gesellschaft geprägt. Und diese vermittelt ihm derzeit oft fragwürdige Werte und zweifelhafte Ansichten. Ansichten wie falsche und heuchlerische Moralvorstellungen und Werte wie das streben nach – und Hobbes hatte das immerhin erkannt – Reichtum, Macht, Ansehen, Ruhm, Besitz, vor allem Besitz an Menschen. – Dies sind die Werte des Kapitalismus und wie die Geschichte zeigt leider auch Werte der Natur des Menschen.
In der Gesellschaft sieht man sich häufig den Zwang ausgesetzt, eine Karriere zu vollenden, reich zu werden, „etwas zu erreichen“. Und mit christlicher Hinzuspielung auch dem Streben nach Glück, Familie, usw. Doch ist dies überhaupt ertrebenswert? Macht es den Menschen glücklich, das zu vollbringen, was andere von ihm wollen? Einigen scheint es so zu gehen. Die meisten aber werden depressiv oder verzweifeln, da sie nicht das erreichen können, was man von ihnen erwartet. Andere wiederum erkennen erst spät im Leben, was sie eigentlich vom Leben erwarten und kosten dies in einer „Midlife-Crisis“ aus, diesem von der Moderne so schön gekünstelten Wort.
Der wahre Sinn und das Glück des Lebens sollte darin liegen, zu erkennen, was man selber will – nicht, was andere wollen. Wenn dies das Schwimmen im Strom beinhaltet, dann soll es so sein. Doch dies scheint mir eher die Hoffnung, den Strom überwältigen und leiten zu können. Dies sind die nach Macht strebenden.
Wie viele von uns kennen doch die Worte „Und was willst du damit später machen?“ bzw. „Und was willst du damit werden?“ Doch ist dies wichtig? Man ist, was man ist und man macht, was man machen will. Mehr ist nicht wichtig. Und wenn man nicht das machen will, was die Gesellschaft von einem erwartet, ist dies gut. Natürlich muss man dann die Konsequenzen tragen, aber das ist ein anderes Thema. Grundsätzlich sollte man erst einmal selber erkennen, was man will.
Und dazu gehört auch die Moral, denn Moral ist nur eine gesellschaftlich oder religiös gebildete Pflicht. Eine Vorschrift, basierend auf dem, was einige meinem vorschreiben zu müssen. Doch msus man dies? Verbote und Pflichten reizen zur Verletzung. Und wenn sie komplett dem eigenen Wesen entgegenlaufen, fordern sie erneut Zwänge und Unwohlsein des Individuums, was bis zum äußersten gehen kann: Selbstgeißelung, Selbsthass, Selbstmord. Und ist dies nicht zu verhindern?
Wer frei sein will, sollte sich zuerst von der herrschenden Moral befreien, trotzend jeglicher Konsequenz.