Thanoris Hirs
Sterben für die Freiheit.
Geschichten aus aller Welt, Teil XI
Mein Name ist Thanori; ich hinterlasse euch diese Geschichte. Ich bin nun hier allein. Bin ich gescheitert? Ich weiß es nicht, denn ich sterbe in Freiheit. Erzählt dereinst von mir, von uns, soweit ihr dies finden werdet. Doch zunächst einmal – wer sind wir und wie kamen wir hierher, an diesen Ort, von dem doch nie jemand etwas gehört hat?
Mein Name ist Thanori. Geboren wurde ich in Djandir, was in diesen Landen unbekannt sein wird. Meine Familie bestand aus Unterhaltern, so war ich meine Kindheit über stets von einem Ort zum nächsten unterwegs, meist per Schiff. Als ich etwa vierzehn war, überfielen uns die Schwarzseepiraten. War ich zuvor noch unruhige lebendige Freiheit gewohnt, so sollte ich diese nun für viele Jahre nicht mehr kosten können. Ach süßer Duft der Freiheit, nichts ist kostbarer. Wie schwarz diese Jahre doch heute scheinen. Bald verkaufte man mich an einen reichen Herrn im Reich Iotor, der sich über eine neue Dienerin nur freuen konnte. Ich war ein Tier für ihn; wie erniedrigend dies doch war. Zwar behandelte er mich gut, doch letztlich stets nur wie eine Dienerin, eine Arbeiterin, einen Gegenstand. Viele Aufgaben hatte ich zu bewältigen, die ich sonst nie aus freien Stücken getan hätte.
Sein Anwesen lag an den nördlichen Klippen des Landes und wann immer ich hinaus in den Garten treten konnte, verfolgte mein Blick sehnsüchtig das Meer, roch meine Nase die lockende Freiheit. Dem Drang mich ihr hinzugeben konnte ich nie nachkommen. So fand ich mich letztlich gar in Versuchung, hinab in das Meer zu springen, meinen leblosen Körper wenigstens frei im Meer treiben zu lassen. Die Mauern des Anwesens aber verhinderten auch das.
Mein Körper befand sich also in Gefangenschaft für lange Jahre, doch mein Geist wanderte noch frei umher, besegelte die Meere und kehrte heim nach Djandir jenseits der Fluten und auch an alle anderen Orte dieser Küsten. Letztlich aber sollte es noch etwas Gutes haben, dass ich in diesen Haushalt gekommen war: Ich lernte Algros kennen. Er war lange nach mir angekommen, als Leibwächter des Mannes, der über unsere Leiber entschied. Er kam aus südlichen Ländern, die als wilder und natürlicher gelten, deren Bewohnern man Rohheit und Dummheit nachsagt. An Algros jedoch war nichts dumm oder roh, doch seine wahrhaft wilde Natürlichkeit war es, die mich Kind der Freiheit von Beginn an in ihren Bann zog. Da unser Herr oft unterwegs war, sah ich Algros jedoch nur selten. Diese Momente aber genügten, dass wir uns alsbald näher kamen und er die Nächte, die er nicht vor der Tür unseres Besitzers ausharren musste, stattdessen in mein Lager schlich. Beziehungen unter seinen Dienern, seinen Leibeigenen, seinem Besitz, sah unser Beherrscher nicht gerne. Kaum hatte er von uns erfahren, drohte er uns zu trennen. Zu diesem Zeitpunkt aber hatten wir bereits geplant unsere Leben zukünftig gemeinsam zu verbringen und das sicherlich nicht in solch einer Gefangenschaft. Wir wollten eine Flucht versuchen. Zwei der anderen Diener, die uns besonders nahe standen, namentlich der nur als solcher bekannte Koch sowie einer der Torwächter, Chamon, verpflichteten sich uns zu helfen und zu begleiten. Chamon wollte uns das Tor öffnen und Algros kannte einen der Stallburschen, der ihm Reittiere versprach. Einmal aus dem Anwesen entkommen, wollten wir über Land ein Stück weit entfliehen um dann in einer anderen Stadt auf irgendeinem Schiff anzuheuern und frei zu sein. Doch alles kam anders.
An dem Abend, den wir uns erkoren hatten als Beginn unserer Freiheit, war unser Besitzer natürlich anwesend. Neben Algros hatte er zu dieser Zeit keinen anderen Leibwächter, so dass diesem die Aufgabe zufiel seine Tür zu bewachen. Kaum war unser Meister entschlummert, da kam Algros zu uns anderen, die wir bereits im Stall warteten. Zusammen mit dem Stallburschen hatten wir bereits alles vorbereitet. Doch kaum hatte Algros den Stall betreten, da folgten ihm unser Käufer sowie die gewöhnlichen Wachen des Hofs. Der Stallbursche aber verschwand schnell hinter ihnen. Wir waren also verraten worden. Sie forderten uns auf uns zu ergeben, unseren Plan aufzugeben, und man hätte uns bloß an andere verkauft, so versprach uns der uns Knechtende. Wir aber waren schon zu weit gegangen um nun aufzugeben. Auf meinen Ruf hin eilten wir uns die Tiere zu besteigen und preschten sodenn mitten durch unsere Feinde hindurch. Einige konnten sich schnell genug aus dem Weg retten, über andere galoppierten wir dagegen hinweg ohne uns um ihr Schicksal zu kümmern. Zumindest das Außentor des Hofes fanden wir zum Glück noch geöffnet vor.
Erst nach einer Weile kam uns der Gedanke, was wir da eigentlich getan hatten. Nun waren wir armen Seelen Verbrecher, Vogelfreie, Flüchtlinge. Sobald man die Nachricht erst einmal verbreitet hätte, würde man Jagd auf uns machen. Algros und ich boten den anderen an, dass wir uns trennen könnten, um sie nicht weiter in unangenehme Umstände hineinzuziehen. Unser Ziel war die wilde treibende Freiheit, wir konnten ihnen unsere Absichten nicht aufdrängen. Doch sie lehnten ab, sprachen, dass sie keine Familien mehr hätten, keine Ziele, außer uns weiter zu folgen, denn wir seien ihre Freunde. Die Freiheit der Entscheidung ließ sie bei uns bleiben. Es war eine merkwürdige Stimmung an unserem ersten Abend in Freiheit, versteckt in einem Wäldchen, voller Furcht aber auch Gerührtheit. Wir waren nun eine Familie. Wie aber sollte es mit dieser Familie weitergehen? Wir schlugen uns durch die Wildnis, hatten kaum Vorräte mit uns genommen. Wir wollten ein Schiff, das war klar, doch woher sollten wir eines nehmen? Da man uns so schnell entdeckt hatte schied die nächste Stadt aus. Wir schlichen stattdessen weiter durch das Unterholz, durch Marsche, durch Dickichte, immer den Atem unserer Verfolger im Nacken spürend, ohne jedoch jemals Anzeichen einer Verfolgung zu entdecken. Wie sollte man da gleichzeitig nach Schiffen Ausschau halten? Und so kam es, dass wir Vier immer weiter vom Norden, meiner warmen Heimat, abkamen und es uns stattdessen gen Osten zog, die Küste entlang. Immer wieder ergänzten wir die kläglichen Vorräte unserer Taschen durch Beeren, Wurzeln und Sträucher, doch wirklich glücklich machte das keinen von uns. Gehöfte umgingen wir, trauten wir ihnen doch zu, uns nur als neue Diener einzufangen. Auch hatten Algros und ich keine ruhige Gelegenheit mehr gehabt allein zu sein, was uns sehr belastete. Doch bald sollte das vorbei sein.
Eines Tages plötzlich, kurz bevor sich unsere letzte Nahrung in Wohlgefallen aufgelöst hätte, entschied sich das Schicksal, uns die kürzlich gewonnene süße, doch stets gefährlich gewesene Freiheit auch wieder zu nehmen, wie um uns zu retten, als wären wir Kinder, dieser Macht nicht fähig. Mitten in der Nacht hatten uns Räuber überfallen und in ihr Lager verschleppt. Wie sich dort herausstellte waren es nicht bloß Räuber, sondern vielmehr Piraten. Ach welch Hohn das Schicksal uns doch da bereithielt! Erneut wurden wir Sklaven, wenngleich diesmal mit täglichem Blick auf das, wonach sich unsere Herzen sehnten: der Freiheit über dem Meer. Fast zwei Monde dauerte es, bis sich uns neue Möglichkeiten boten. Wir hatten allmählich das Vertrauen dieser rauen Gesellen gewonnen und galten ihnen beinahe als Gleiche. Ohne diese Voraussetzung hätten sie uns nicht mit an Bord ihrer Schiffe genommen, als die Armee des Landes ankam, ihr Lager niederzubrennen. Die Piraten mussten fliehen und uns nahmen sie gnädigerweise mit. Dies war unser Glück, wären wir doch sonst sicherlich getötet worden. Man segelte mit uns nach Osten, dann gen Süden, von dem es doch hieß, das dort Recht und Gesetz ihren Griff lockerer hielten als anderswo.
Diese Piraten verhielten sich besser als alle, die je meinten über meine Freiheit entscheiden zu können: Djandir, die Piraten und Händler der Schwarzsee sowie der Herr in Iotor. Sie hatten nichts dagegen, dass wir zusammenblieben, ließen uns die Freiheit unsere Gesellschaft zu wählen, sogar unsere Stimmen zu erheben. Sie verboten nicht, dass Algros und ich das Lager teilten und machten auch keine Anstalten, sich dort hineinzudrängen. Denn diese Leute waren nicht die herzlosen Schurken der Märchen. Viele Männer hatten ihre Frauen dabei, etliche gar ihre Kinder; und aus beiden Gruppen waren zahlreiche auch selbst tüchtige Seefahrer oder Krieger. Jeder achtete auf jeden, alle waren gleich, niemand herrschte über den anderen – lediglich alle zusammen als Ganzes herrschten über uns. Doch behandelte man uns anfangs eher wie Haustiere oder kleine Kinder, als könnten wir noch nicht für uns selber handeln, und nicht als Diener. Doch da man uns weiterhin frei sprechen ließ konnten wir zetern, uns beschweren, jammern, nörgeln, Wünsche äußern und gar betteln. Nach einer Weile schließlich schien man Vertrauen in uns gefasst zu haben. Immer häufiger sprachen sie mit uns wie mit vernunftbegabten Wesen, die wir ja auch waren. Endlich erkannte dies also jemand. Langsam wurden wir Teil des Ganzen. Immer häufiger hörten sie uns zu, fragten uns nach unserer Meinung. Bald waren wir keine Haustiere mehr sondern gehörten zu ihnen. Der Koch hatte schon längst eine passende Anstellung, Chamon war Ausguck geworden, Algros und ich gehörten natürlich zu den Kriegern und Seefahrern.
Schließlich war es soweit, dass wir den mittleren Süden erreichten, Gegenden, wo entfernte Verwandte der Iotorer noch lebten und Algros‘ Heimat nicht weit entfernt war. Die Piraten wollten sich dort ein neues Leben aufbauen, ihrer Art von Freiheit folgend, die sie für die einzig wahre hielten. Algros und ich aber hatten bereits wieder beschlossen diesen Reichen den Rücken zu kehren. Immer wieder hatten wir unterwegs von Händlern Gerüchte vernommen, dass es weit im Osten unbekannte, unentdeckte Länder geben sollte, in denen ihre Einwohner noch frei und ungezwungen durch Ebenen und Wälder zogen. Um diese Länder zu erreichen sollte man bloß den Inseln im tiefen Süden immer weiter gen Osten folgen. Keiner konnte uns Beweise liefern, dass es diese goldenen Länder der Freiheit wirklich gab, doch entbrannte in uns ein schmerzhaftes Feuer tiefster Sehnsucht. Wir mussten diese Länder finden oder bei dem Versuch sterben; kein anderer Sinn zeigte sich uns mehr. Dort hinzukommen bedurften wir eines Schiffes, und immer noch befanden wir uns auf solchen. Wir erzählten unsere Gedanken also den anderen und schneller als man es erwartet hätte, teilten genug Piraten unseren Traum, ein ganzes Schiff zu füllen. Schwer wurden die Verhandlungen mit den anderen, die nach einigen Monden dort im Süden für uns eine neue Familie und wir längst frei wurden. Doch letztlich kam die Gemeinschaft darin überein, uns alle, die wir es gemeinsam wollten, gehen zu lassen.
Wir ließen uns einen Mond zur Vorbereitung, in dem wir sowohl Schiff als auch uns auf das Unbekannte rüsteten. Es war ein großes Schiff, mit dem Koch unter Deck, Algros als Kapitän und mir am Steuer. Chamon jedoch hatte seine Liebe gefunden und wollte mit ihr zusammen zurückbleiben. Mag er glücklich geworden sein. Uns dagegen begleiteten genug Frauen und Männer, meist jüngeren Alters. Das Schiff wurde mit allem ausgestattet, was für solch eine Fahrt und Ankunft von Nutzen sein könnte, darunter auch Werkzeuge, Baustoffe und natürlich Vorräte. Schließlich verließen wir die gesetzlosen Landen, um der aufgehenden Sonne entgegen in die Freiheit zu segeln. Unser Kurs führte uns aber schnell nach Süden bis Salire und von dort aus weiter den Inseln folgend nach Osten. Als diese schließlich hinter uns zurückblieben, hatten wir nur noch die Sonne und die Sterne und weiten freien Himmel über uns. Glücklicher als zu dieser Zeit konnte ich wohl kaum jemals zuvor gewesen sein. Algros an meiner Seite, die Freiheit überall um uns herum; der Schrecken der Vergangenheit verschwand im Dunkel und ein Traumreich der Freiheit erwartete uns. Die Freude währte jedoch nicht allzu lange. Bald schien sich die Reise in eine Ewigkeit auszudehnen, ohne dass wir noch einmal Land zu sehen bekamen. Keine Insel entzückte mehr unser Herz und auch die Winde schienen zu erkalten. Wir mussten zu weit gen Süden gekommen sein. Zu allem Überfluss reichten unsere Vorräte nicht für die Ewigkeit, weshalb sich Unruhe an Bord breit machte; die Freiheit zur Rede wurde von allen immer wieder genutzt. Wir waren kurz vor dem Punkt, an dem eine Rückkehr nicht mehr möglich gewesen wär, so musste eine Lösung her. Und während wir tagtäglich die anderen beruhigten, fand sich diese auf einmal.
Irgendwann, nach einer unbekannten Reiselänge, entdeckten wir ein großes Festland im Norden und hielten sofort darauf zu. Die Winde hatten sich weiter abgekühlt gehabt, was uns schlussfolgern ließ, dass wir nun an der Südküste dieses noch unbekannten Landes der unbegrenzten Freiheiten sein mussten. Das Land, welches wir fanden, war aber rau und felsig; gar nicht wie die Ebenen und Wälder, von denen man uns erzählt und die wir erwartet hatten. Trotzdem legten wir an und beschlossen, es zu erkunden. Wir landeten in einer ruhigen Bucht, im Westen und auch Norden zeigte sich ein beeindruckendes Gebirge. Dagegen fanden wir aber kaum Bewuchs vor außer etwas Gestrüpp und auch nur wenige Tiere. Am Fuß dieser Berge, zwischen ihnen und der Bucht, errichteten wir schließlich unser Lager.
Einen Mond später waren wir bereits wieder in einer neuen misslichen Lage. In Gruppen waren wir ausgewandert, das Land zu erkunden, vor allem um vielleicht Anzeichen des goldenen Reiches zu erheischen, das uns versprochen ward und letztlich natürlich auch um Nahrung zu finden. In allen Punkten wurden wir kläglich enttäuscht. Nach Westen hin kamen wir nicht weit, da dort das Gebirge sich im Wege befand und es für uns zu beschwerlich gewesen wäre, doch erreichten einige von uns Höhen, von denen man einen besseren Ausblick auf das umgebende Land hatte. Sie erkannten gen West weiter das sich ausdehnende Meer; dies schien also kein Weg für uns zu sein. Sie mussten zurückkehren, als in den Höhen plötzlich ein Schneefall einsetzte. Nach Norden hin dagegen entdeckten wir, dass man über Land zwischen den Bergen und der Küste reisen konnte. Dorthin war es also, wohin wir letztlich flüchteten. Denn nicht nur in den Bergen begann der Schnee zu fallen, auch an der Bucht wurde es schnell immer kühler. Einigen von uns fiel endlich auf, dass wir bei unserer Reise ja immer weiter in den kalten Süden geraten waren, was auch bedeutete, weiter in Richtung der kalten Gebiete; dorthin, wo der Winter früher und strenger kam. Gleichzeitig bemerkten sie, dass wir unsere Reise damals im Sommer begannen und es langsam Herbst wurde. Man sollte sagen: Es wurde erst Herbst, doch trotzdem fiel schon der Schnee! Etwas, das ich in Djandir selbst im tiefsten Winter nicht und Algros aus seiner Heimat immerhin nur im Winter kannte, begann hier bereits zum Sommerende! Dies war nicht das Reich der goldenen Freiheit unserer Träume, es war das Reich der endgültig winterlichen Freiheit, des weißen Todes!
Wir beschlossen schnell, die Gegend zu verlassen um weiter gen Norden zu segeln. Kaum aber wollten wir das Schiff bemannen, da bemerkten wir das schwimmende Glas im Meer, welches Algros Eis nannte. Diese sogenannten Eisschollen umgaben unser Schiff bereits wie Quallen auf der Jagd, stets bereit zuzustechen und zerkratzen seine Hülle. Es zeigte sich bald, dass mit dem Schiff so kein Entkommen mehr möglich war, hätte dieses kalte Glas es doch erbarmungslos aufgeschlitzt und zermalmt. So blieb uns als letzte Wahl die Reise über Land gen Norden; der verzweifelten Hoffnung folgend, doch noch in wärmere Gefilde zu gelangen. Wir beraubten das Schiff seiner letzten Schätze und machten uns eilig auf den Weg. Unterwegs zeigten sich jedoch immer weitere Probleme für uns. Zunächst einmal war kaum jemand von uns Kälte gewohnt und unsere Kleidung hielt auch nur kühle Abende ab, doch dieser Wind fing an scharf wie eine Klinge zu werden. Zweitens konnten wir unsere bereits kläglichen Vorräte nur noch behelfsmäßig aufstocken: Unsere Verpflegung wurde sehr mager, auch wenn es zumindest an Wasser nicht im geringsten mangelte, fiel es doch in Form von Schnee bald auch am Fuße der Berge, in unsere Gesichter und Münder. Drittens aber wusste eigentlich niemand von uns wohin wir gingen oder gehen müssten und schnell machten sich Verzweiflung und Argwohn breit. Oft hieß es, dass Algros und ich Schuld seien, wenn alle dort in der kalten Einöde würden sterben müssen. Dies bereitete mir gleich zweifach Schmerzen, denn ich machte mir schon selber Vorwürfe und sah meine Familie in Gefahr. Schlimmer noch aber ist, dass diese Stimmen fast schon Recht behielten. Nur der wärmende Körper von Algros und seine beruhigenden Worte gaben mir Kraft.
Wir schienen eine Ewigkeit unterwegs zu sein, ohne dass sich die Lage je noch einmal besserte. Es wurde Tag für Tag kälter, immer wieder schneite es, das Meer an den Küsten schien hart wie Stein zu werden – und vor allem hatten wir immer weniger zu Essen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten aus ihrem Schlaf in der Kälte nicht mehr erwachten, sondern für immer in wärmenden Träumen verblieben. Ob sie nun erfroren oder verhungert waren, sollten wir nie erfahren, doch macht es auch keinen wirklichen Unterschied. Die Überlebenden eigneten sich die Kleidung der Toten an und doch blieb es auch darunter kalt. Nahrung fanden wir unter dem Schnee natürlich auch keine; nur selten hoppelte oder lief uns ein schneeweißes, fremdaussehendes Tier über den Weg. Dass sie aber nicht alle friedlich waren, bemerkten wir zu spät. Während unsere halberfrorenen Füße durch festgefrorenen Schnee stapften, konnten wir manchmal kaum etwas des Weges vor uns erkennen. Da wir aber unmöglich draußen schlafen konnten und wollten, suchten wir immer wieder die Nähe der Berge und zwischen ihren steinernen Zehen höhlenhafte Unterschlüpfe. Eines Abends, als draußen ein schneidiger Wind uns den harten Schnee entgegen peitschte, hofften wir besonders verzweifelt auf Unterkunft. Als wir endlich eine kleine Höhle ausmachen konnten, stürmten wir alle erleichtert dort hinein. Doch die ersten Ankömmlinge bemerkten das haarige Etwas, das sich in eine Ecke der Finsternis gedrängt hatte, viel zu spät. Bis wir anderen ihnen endlich zu Hilfe kommen konnten, hatte die Bestie bereits zwei von ihnen zerfleischt. So konnten wir nur noch ihre Überreste retten und das Monstrum töten. Dieses stellte sich als eine Art großen Bärs hinaus, so dachten wir jedenfalls zunächst. Doch welcher Bär hat schon echsenhafte Schuppen unter seinem weißen Pelz und ein Gesicht, das mehr aus Maul und Zähnen als sonst etwas zu bestehen schien? Kurzerhand nannten wir das Wesen Jafreš, also Echsenbär.
Der Unmut zwischen unseren Begleitern wich allmählich bloßer Verzweiflung, als seien auch ihre einst vor Schmerz lodernden Herzen langsam erfroren. Die meisten wollten nur noch heim, ans andere Ende der Welt, wo sie sicher seien und die Welt dort kannten. Andere befragten ihre Götter, womit sie diesen plötzlichen eisigen Tod verdient hätten. Auch ich wunderte mich sehr über das Wetter, das von bloßer Kühle in so wenigen Wochen zu solcher Eiseskälte hatte umschlagen können. Es schien mir manchmal fast, als wären wir hier in eine Falle gestolpert, doch tat ich das ab als dumme Gedanken, beeinflusst von dem Gejammer der Göttergläubigen. Wir waren einfach zu weit vom Kurs abgekommen und zu einem unglücklichen Zeitpunkt an das falsche Ufer getrieben worden. Gut eine weitere Woche konnten wir nach Norden wandern, ohne dass erneut jemand von uns starb oder sich das Wetter noch weiter verschlechterte. Mittlerweile jedoch war die gesamte Küste von Eis eingefasst, eine frostig tödliche Schönheit. Manchmal stellte ich mir vor, wie wohl nun unser Schiff aussehen würde. Einige Male hatten wir Flüsse zu überqueren, was wir aber oft nur bemerkten, wenn jemand zufällig auf das Eis unter dem Schnee stieß. Es war stets hart und stark und trug uns bis an die anderen Ufer, auch wenn Algros einige Male uns anwies vorsichtig zu sein, da solches Eis auch einbrechen könnte. An anderen Stellen fanden wir endlich kleine Wäldchen: Raue starke Bäume, welche die Witterungsbedingungen gut auszuhalten schienen in ihrem ewigen Schlaf. Unser Ziel aber blieb es, uns soweit nach Norden zu retten, dass es endlich warm werden würde, nötigenfalls auch ein anderes schützendes Plätzchen irgendwo zu finden.
Zunächst aber war für uns die ruhige Zeit vorbei. Die letzten Spuren des Duftes von Freiheit in der Luft wichen dem Gestank von warmen Blut in kaltem Schnee. Ich weiß nicht mehr, wann genau sie angriffen, doch war es furchtbar. Nachdem die Tage immer schneller immer kürzer geworden waren, wurde auch uns nur immer kälter. Gelähmt wie wir voran stapften, bemerkten wir erst zu spät das Unheil. Vielleicht ein halbes Dutzend von ihnen kam lautlos aus den Bergen an uns heran geschlichen. Und dann plötzlich stürmten sich diese Jafreš, wie wir sie nannten, erbarmungslos und unter furchtbarem Geheul auf uns. Einige aus unserer Familie versuchten sich nicht einmal zu wehren; Verzweiflung und Kälte hatten sie gelähmt. Andere ließen sich zwar nicht widerstandslos angreifen, doch wurden sie trotzdem gnadenlos niedergemacht. Auch den Koch, unseren alten Freund, sah ich dort sterben. Einige wenige um Algros und mich erkannten, dass das Heil bloß in der Flucht lag. Natürlich machten wir uns später Vorwürfe, unsere Familie derart im Stich gelassen zu haben, doch war uns allen klar, dass nichts anderes uns gerettet hätte. Nach einer heillosen, kopflosen Flucht fanden wir uns allesamt irgendwo in den Bergen wieder. Wir hätten kaum noch sagen können, wie wir dorthin gelangt waren. Unser Versteck war eine kleine Höhle, diesmal eindeutig frei von allen Jafreš. Niemand kam uns zu verfolgen; warum, vermochten wir jedoch nicht festzustellen. Wir überblickten das, was uns noch blieb, die kläglichen Reste. Etwa ein Dutzend verzweifelter Überlebender zählte unser kläglicher Haufen. Das einzig noch lebende Kind unserer Familie hatte sich in den Armen seiner Mutter verkrochen und beide beweinten den Verlust von Vater und Ehemann. Überhaupt war kaum jemand unter uns, der nicht weinte. Selbst mir war nur noch danach, mich bei Algros zu verkriechen und meinen Tränen ihren Fluss zu lassen, doch durfte ich das nicht zeigen. So versuchte ich stattdessen zusammen mit Algros und einer tapferen Frau die anderen zu beruhigen.
Erst nach schätzungsweise fast einer Stunde fiel einem Krieger auf, was allen anderen bisher entgangen war: in dieser Höhle war es wesentlich wärmer als in allen anderen, die wir bisher besucht hatten. Wir, die wir unsere tiefste Natur nicht verleugnen konnten, waren mehr misstrauisch denn froh über diesen unerwarteten Zustand. Warum war es dort wärmer und warum kamen die Jafreš oder andere Tiere nicht hierher? So ging unsere mögliche Freude unter in der tatsächlichen tiefen See des Misstrauens. Während Algros und ein anderer Krieger die Höhle durchsuchten, konnte nur das kleine Kind die neuen Umstände nutzen und schlief friedlich ein. Nach etwa einer weiteren halben Stunde hatten die beiden Männer einen warmen Luftzog ausgemacht, der aus dem hinteren Bereich der Höhle aus einem Durchgang kam, der sich bisher hinter Felsbrocken hatte versteckt halten können.Nun zeigte sich das zweite angeborene Laster unserer Seelen, als wir neugierig wie wir waren die Felsen beiseite räumten, um den Umständen auf den Grund zu gehen. Wir waren zu viert, die wir auf neugierig-misstrauische Kundschaft gingen: Algros, der Krieger, die tapfere Frau sowie ich. Ein dunkler Tunnel erwartete uns, dem wir mit erleuchteten Fackeln folgten. Er verlief in einigen Biegungen und führte uns vollends in die Irre. Durch die Fackeln bemerkten wir erst spät den Lichtschein, auf den wir zugingen. Als wir ihn endlich sahen, löschten wir diese schnell, wussten wir doch nicht welcher Art die Quelle des Lichtes war; vor allem aber, ob sie gut oder schlecht für uns war. Langsam und vorsichtig krochen wir vorwärts und kamen zu etwas, dass ich ebensowenig in meinem bisherigen Leben gesehen, doch von dem ich immerhin gehört hatte. Unser Tunnel öffnete sich hin auf eine Art Klippe, die eine riesige runde Höhle einmal umlief. In der Mitte befand sich ein gewaltiger Abgrund, dessen Boden gefüllt war mit flüssigem Feuer. Zur Decke hin bot sich zum Anblick ein Loch in ebendieser, welches uns den grauen Himmel offenbarte. Jeglicher Schnee, der dort hereingefallen kam, schmolz sogleich über der Hitze dieses Abgrundes. Es war ein Feuerberg! Nichts hätte uns zur Wärmung und Erhaltung unseres Lebens willkommener sein können als dieser riesige Ofen. Doch die Freude durfte nur kurz währen. Staunend wagten wir einige Schritte auf die Klippe hinaus und kamen dabei in Richtung des rechten Ausganges.
Neben unserem Eingang sahen wir noch zwei weitere Tunnel aus diesem Kessel herausführen. Und aus dem linkerhand preschten plötzlich ohne Vorwarnung einige heulend wütende Jafreš in unsere Richtung. Unser Entsetzen war groß, die Angst um unsere Leben noch viel größer. Blind vor Panik geworden rannte der Krieger nun zum rechten Ausgang, als auch aus unserem Eingang dieses Heulen ertönte, gemischt mit den Schreien der von uns Zurückgelassenen. Uns anderen blieb nur dem Krieger zu folgen, waren die Jafreš doch schon fast bei diesem Eingang. Wir jagten durch weitere Tunnel, verspürten das drohende Heulen hinter uns und endeten schließlich in einer Sackgasse. Schnell mussten wir umkehren, zurücklaufen, bis zu einer Abzweigung, bei der es noch einen weiteren Stollen gegeben hatte. Wir waren schon kurz davor, da glaubte ich die Schreckensschreie unserer restlichen Familie zu hören, wie sie nun von den Jafreš zerfleischt werden würde. Kaum waren wir genau vor dem rettenden Gang, da vernahmen wir erneut das Heulen der Bestien und sahen sie vor uns durch den Gang auf uns zu hetzen. Panisch rannten wir in den anderen; Algros voraus, ich folgend, danach der Krieger und die Frau als letztes. Sie schaffte es nicht schnell genug, ihr markerschütternder Schrei in unserem Rücken spornte uns an. Letztlich erreichten wir einen Ausgang, der wieder aus dem Berg hinaus an einen Hang führte. Algros und ich suchten sofort eine Möglichkeit zum Abstieg, doch der Krieger blieb zunächst verwirrt stehen und blickte sich um. Dies war sein Fehler, denn zwei Jafreš sprangen ihn an und rissen ihn in die Tiefe und den harten Tod. Da waren Algros und ich auch schon dabei, selber den Hang vorsichtiger hinabzuklettern. Von oben vernahmen wir noch das Heulen der anderen Jafreš, das nun Enttäuschung verkündete, als sie uns nicht folgen konnten.
Wochenlang marschierten Algros und ich nach all diesen Vorfällen alleine weiter, stets gen Norden, wie wir alle es vorgehabt hatten, durch Schnee, Eis und Dunkelheit. Nicht einmal sprachen wir über den Verlust und Schmerz, sprachen überhaupt nur noch wenig miteinander, solange es nicht um Nahrungs- oder Schutzsuche ging. War nun etwa auch unsere Liebe erfroren? Wir hatten, was wir wollten: wir beide allein in der freien Welt. Und doch war es nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Mittlerweile wurde es immerhin nicht mehr weiter kühler und nach einer Weile kam es mir sogar so vor, als sei die Kälte ertragbar geworden. Meine Hoffnung wuchs, dass dies mit unserem Gang nach Norden zu tun hätte. Letztlich aber wurde sie mit einem Schlag zerstört. Irgendwann waren wir an einen Punkt gelangt, da schien die Küste nicht weiter gen Norden verlaufen zu wollen. Wir folgten ihr stattdessen nach Westen, doch nie bog sie wieder in Richtung der warmen Lande ab. Schließlich lautete unsere Entscheidung, die nahen Berge bis zu ihren Gipfeln zu besteigen, um einen besseren Ausblick auf das Land haben zu können. Da die Schneestürme auch seit einigen Wochen verschwunden waren, rechneten wir uns eine gute Möglichkeit dazu aus. Doch wie wurden wir enttäuscht; nie kamen wir dort zusammen an. In weiter luftiger Höhe, dessen Grenzenlosigkeit ich einst die geliebte Freiheit genannt hätte, die nun aber nur Sinnlosigkeit ausstrahlte, mussten wir immer wieder glitschige Felsen, Spalten und Abgründe überwinden. Bei einem von diesen war es, dass Algros seinen Halt verlor. Oh grausame Welt, wie schmerzhaft machtest du mir doch klar, dass ich ihn immer noch liebte! Nun aber war es vollends zu spät, ihm dies selber zu sagen. Alleine musste ich weiter, hätte ich mich doch aber am liebsten ebenso auf seine Reise begeben. So versperrten mir Tränen bei meinem letzten Aufstieg stärker die Sicht, als es der Schnee vermocht hätte, und selbst die Freiheit konnte mir keinen Lebenswillen mehr liefern. Es dürfte einem Wunder gleichen, dass ich heil oben ankam, waren meine Gedanken und Träume bei jedem Schritt, jedem Griff doch nur bei Algros, und wie wir uns diese Freiheit vorgestellt hatten. Aber was hätten uns die Träume noch genutzt; der mich erwartende Ausblick war schreckenserregend.
Oben auf einem Gipfel angelangt hatte ich eine Sicht, die man nur als wunderschön hätte beschreiben können, wäre man nicht wie ich in Trostlosigkeit versunken. Wohin mein Blick sich auch wendete, ob gen Nord, West oder Ost, bemerkte er nur Küsten, die zurück nach Süden führten, zurück in die erbarmungsloseste aller Kälten. Der furchtbare Gedanke, der sich mir nun aufdrängte, war: hatte es uns hier auf eine Insel verschlagen? War es also bedeutungslos gewesen, wohin man ginge, denn man würde immer wieder an die gleichen Orte kommen, stets nur im Kreise gehen? Waren wir tatsächlich in einem eisigen Grausen gefangen worden? All die Toten, all die Verzweiflung, all dies nur aus der Hoffnung auf eine Freiheit, die es nie geben konnte, nie geben würde – und alles umsonst? Hatten sie Recht behalten; war ich Schuld an all den Toden, da ich sie überredet hatte? Nie könnte ich das weinende Gesicht des kleinen Kindes vergessen, nie den Sturz meines geliebten Algros.
Es kommt mir vor, als hätte ich tagelang dort auf diesem Gipfel gehockt und nichts getan, nur gestarrt und mir Vorwürfe gemacht. Algros, die anderen – all diese Hoffnungen und Träume. Nun aber habe ich einen Entschluss gefasst. Mir blieben nur meine Kleidung, meine Gedanken sowie der Rucksack mit meiner Ausrüstung, darunter auch diese Blätter, welche ich nun so sinnlos bekritzel, denn nie wird jemand diese Worte finden; nie sollte jemand dies finden. Und doch werde ich sie hinterlassen, versteckt unter einem Steinhügel. Eigentlich weiß ich nicht, warum ich das tun will. Dafür weiß ich jedoch, was noch zu tun ist. Ich werde meine Ausrüstung hier zurücklassen und gehen. Damit wird mein Bericht nun enden. Ich habe nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt; ich habe der Welt selbst nichts mehr zu geben. Ich lebte für meine Freiheit, ich gab alles für meine Freiheit, ich bekam mehr Freiheit, als ich wollte – nun werde ich mich wahrhaftig der Freiheit übergeben, auf dass diese über mich entscheiden mag. Oh Algros, was haben wir falsch gemacht, das zu verdienen?
ENDE
Anmerkung des Herausgebers
Thanoris Hirs ist die größte bekannte Insel der bekannten Welt. Sie könnte auf ihrer Oberfläche so manches kleines Land fassen, würde sie nicht fast völlig aus Gestein und Eis bestehen und daher kaum bewohnbar sein. Erst vor etwa 500 Jahren gelangten Nirzen auf die Insel; das einzige Volk, welches Kälte mehr liebt als Wärme und deshalb auf ihrer Suche nach kühlen Gegenden zum Leben dorthin gelangte. Gut 100 Jahre später fand ein Trupp der Nirzen zufällig die Aufzeichnungen der Thanori, welche nicht in dem Stil geschrieben waren wie hier wiedergegeben. Dafür sorgte der tolumische Schriftsteller Qarchis, nach dessen Veröffentlichung Thanori in der tolumischen Religion entdeckt und zur Heiligen ernannt wurde. Da das Original heute verloren und um den Leser nicht zuviel zuzumuten, gaben wir hier seine Umschreibung, die erste dieser Art, an. Im Laufe der Jahrhunderte fanden sich noch zahlreiche Geschichten, in denen Thanori und Algros als Helden vorkamen. Nach letzterem ist übrigens das gewaltige Gebirge auf der Thanoris Hirs benannt.
Trotzdem gibt es noch einige Fragen, die diese Geschichte hinterlässt. Dass die Nirzen nie über Wesen berichteten, die denen der Erzählung Thanoris gleichen, mag nicht zu sehr wundern. Interessanter ist dafür schon, dass Thanori und ihre Getreuen es zu einer Zeit schafften, diese Insel zu erreichen, in der es noch keine wirklich hochseetauglichen Schiffe gab. Dass es ihnen mit diesem nicht gelang, aus dem Eis zu fliehen, leuchtet dafür schon eher ein. Merkwürdig ist aber, dass damals, als die Welt noch viel kälter gewesen sein musste, die Insel der Beschreibung kaum kälter klingt als das, was man auch heute dort findet. Wenn dies auf Qarchis Neudichtung beruht, muss man sich dennoch fragen, wie es ihnen damals gelang dort zu überleben. Es bleibt nur zu hoffen, dass noch einmal das Original sowie geschichtliche Quellen über Thanori und ihre Getreuen gefunden werden, um diesen Fall besser zu erforschen.
Tonn Onasi, Jagâharis des Hauses des Buches von Raygadun
Raygadun, Aleca, 08.05.3995