Physiologie und Pathophysiologie der Niere mit speziellem Bezug zur Diätetik

  1. Einleitung

Die Niere ist eines der wichtigsten Ausscheidungsorgane des menschlichen Körpers im Zusammenspiel des Stoffwechsels, nicht nur bei Menschen, auch bei Tieren. Diese Arbeit soll informieren über ihre Physiologie (darunter fallen Aufbau und Funktionen im Rahmen normaler Bedingungen), mögliche Pathophysiologie (Fehlfunktionen und Krankheiten) anhand einiger ausgewählter Erkrankungsarten und dabei Bezug auf die in diesen Fällen nötige oder empfehlenswerte Diätetik nehmen. Um nicht zu sehr ins Detail zu gehen mit unnötigen oder überflüssigen Informationen oder solchen, für die einfach kein Platz mehr war, beschränkt sich hierbei der Part der Physiologie auf die nötigsten Daten und Funktionen und auch werden nur drei ausgewählte Erkrankungsarten näher erläutert, welche häufig vorkommen oder anderweitig interessant erschienen. Die chronische Niereninsuffizienz (CNI) ist ein Versagen der Nieren, welche häufig dazu führt, dass Dialyse angewendet werden muss. Nephrolitiasis sind Nierensteine, ein Leiden, welches viele Menschen mal in ihrem Leben ertragen müssen oder von dem sie wenigstens gehört haben. Nierenzellkarzinome sind letztlich Krebserkrankungen der Nierenzellen.

Die Arbeit gliedert sich auch nach den angegebenen Punkten. Erst wird auf die Physiologie eingegangen, darauf bezogen die Pathophysiologie samt Ernährungsvorschlägen. Zusätzlich wird auch die Dialyse samt Ernährungsvorschlägen vorgestellt. Durch diese Diätetik mag vielleicht dem eine oder andere Leser dieser Arbeit geholfen werden, der an einer der vorgestellten Erkrankungen leidet. Zumindest erfährt er, wie er möglicherweise vorbeugen kann.

 

  1. Die Niere

    1. Einführung

Die Nieren regulieren den Wasserhaushalt und führen alle harnpflichtigen Stoffe (dazu gehören Elektrolyte wie Kalium, Toxine und andere Stoffe die der Körper loswerden muss) ab1. Im folgenden sollen die wichtigsten Funktionen der Niere erklärt werden. Dies soll nur ein Überblick werden, da nicht explizit auf jedes Detail eingegangen werden kann, was den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Als wichtigste Punkte sind hierbei die grundlegende Anatomie und Lage der Niere sowie die hauptsächlichen exkretorischen und endokrinen Funktionen aufzuzählen.

    1. Anatomie und Lage

Hat man die ungewöhnliche Gelegenheit eine Niere aus der Nähe zu betrachten so erkannt man, dass es sich hierbei um einen etwa bohnenförmigen, rotbraunen Körper handelt (Foto siehe Anhang). Sie ist komplett von einer schützenden Fettkapsel umschlossen, welche etwa 1cm dick ist und ohne größere Mühe abgezogen werden kann.2 Eine Niere wiegt im gesunden Zustand etwa 150 g, ist 12 cm lang und 5 cm breit.3 Aber eine einzelne Niere bewältigt die anfallenden Aufgaben in komplexen Organismen nur unzureichend bzw. ist schnell überlastet, weshalb sie stets paarweise vorkommen. Sie liegen nicht völlig parallel im Körper, dies ist bedingt durch nur einzeln vorkommende Organe wie das Herz und die Leber, welche die Lage der Nieren verschieben. Deshalb liegt die rechte Niere unterhalb der Leber, ihr oberer Pol in Höhe der 12. Rippe, während derjenige der linken Niere in Höhe der 10. Rippe liegt.4 Jede Niere verfügt über einen arteriellen Zufluss (arteria renalis) und über einen venösen Abfluss (vena renalis) über die das zu reinigende Blut ein- bzw. abfließt sowie einem Harnleiter (Ureter), über den kontinuierlich der Harn mit den herausgefilterten Stoffen abgeleitet wird.5 Weiterhin liegen auf den Nieren die Nebennieren, welche mit der eigentlichen Aufgabe der Nieren aber nichts zu tun haben und deshalb hier nicht erläutert werden.

Die kleinste und für die Urinproduktion wichtigste Einheit ist das Nephron.“6 Eine Niere hat Millionen von Nephronen, kleinste Nierenteilchen, die aus Blutgefäßknäuel, Glomeruli genannt, und Tubuli (Harnkanälchen) bestehen. Im Glomerulus wird durch Filtration des eingeströmten Blutes der Harn gebildet und dieser dann über den Tubulus zu Sammelrohren weitergeleitet.7 Von dort gelangt er in den Ureter. So werden die harnpflichtigen Stoffe weiter zur Blase geleitet und dort ausgeschieden. Blutzellen und Bluteiweiß können die Glomeruli übrigens nicht passieren, kleinere Objekte wie Glucose, Elektrolyte und Wasser aber schon.8 So ist gesichert, dass kein Blut im Harn vorhanden ist. Sollte man doch mal Blut finden ist ein Gang zum Arzt angeraten.

    1. Funktionen

Die Aufgaben der Niere lassen sich in 2 Bereiche mit exkretorischen (ausscheidenden) und endokrinen (innerkörperlichen) Funktionen aufteilen, wobei Störungen der exkretorischen Funktionen meist wesentlich schneller feststellbar sind als Störungen der endokrinen Funktionen durch einfache Untersuchungen des Urins, da damit dann oftmals Stoffe mitgeführt werden die dort eigentlich nicht wirklich reingehören sollten.9

 

      1. exkretorische Funktionen

Die meisten Organe haben die Funktion Stoffe abzuleiten, haben also exkretorische Aufgaben. Bei der Niere wäre dies die Kontrolle des Elektrolytstoffwechsels, wozu unter anderem Natrium, Kalium und Phosphat fallen, welche die Niere ausscheidet. Voraussetzung für einen normalen Stoffwechsel ist weiterhin die Aufrechterhaltung unterschiedlicher Ionenkonzentrationen, welches wiederum Voraussetzung für alle Erregungs- und Transportvorgänge an Zellmembranen ist.10

Die Niere scheidet alle End- und Abfallprodukte des Eiweißstoffwechsels aus und sorgt dafür, dass bei Durst und dementsprechend wohl derzeitig fehlender Flüssigkeitszufuhr der Körper nicht austrocknet.11

Neben Elektrolyten führt sie auch noch Toxine ab und entgiftet so den Körper.

      1. endokrine Funktion

Neben den exkretorischen, also den ausscheidenden Funktionen, gibt es noch die endokrinen, die innerkörperlichen. Die Niere hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe die Kreislaufregulation zu beeinflussen indem sie das Enzym Renin freisetzt sobald der renale Arteriendruck sinkt. So kann sie die mittelfristige Bluckdruckregulation beeinflussen.12 Auch andere Hormone werden in der Niere gebildet. Die Nieren sorgen durch die Erythropoetinbildung für die Entstehung von roten Blutkörperchen, die den Körper ausreichend mit Sauerstoff versorgen.13

    1. Wasserhaushalt und Durst

Je nach Alter besteht ein Mensch zu 55% bis 75% aus Wasser, normale Erwachsene zu etwa 65%. Je nach Durst oder Hunger nimmt er unterschiedlich viel Wasser zu sich und scheidet es über die Nieren wieder aus.14 Um den normalen Wasser- und Salzgehalt des Körpers zu erhalten drosselt die Niere die Urinproduktion. Ist der Wasserhaushalt gestört kann es zum Versagen verschiedener Körperfunktionen kommen, und somit möglicherweise sogar zum Tod.15 Insofern ist die Niere also lebenswichtig. Kommt es zu Störungen der Nierenfunktionen, können nämlich überflüssiges Wasser und Toxine nicht mehr abgeführt werden.

 

  1. Erkrankungen und Fehlfunktionen

    1. Einführung und Erläuterungen zur Auswahl

Es gibt zahlreiche Erkrankungen und Fehlfunktionen denen eine Niere zum Opfer fallen kann, welche aber längst nicht alle auf diesen wenigen Seiten vorgestellt werden können. Ausgewählt wurden deshalb die chronische Niereninsuffizienz (Nierenversagen), kurz CNI, da diese häufig Folge vorhandener anderer Nieren- und normaler Erkrankungen ist; Nephrolitiasis, die weit bekannten Nierensteine; sowie Nierenzellkarzinome, also Krebserkrankungen der Nierenzellen.

Diese drei werden auf den nächsten Seiten mit Erläuterungen zur Entstehung, ihren Symptomen sowie Behandlungs- und Vorbeugungsmethoden vorgestellt. Vorbeugen kann man oft bereits durch die richtige Ernährung, die ebenfalls erläutert werden soll. Über weitere wichtige Erkrankungen wird ein kurzer Überblick geboten.

 

    1. Chronische Niereninsuffizienz (CNI)

„Die chronische Niereninsuffizienz entsteht in der Regel auf der Basis einer länger andauernden Fehlfunktion der beiden Nierenorgane.“16

      1. Entstehung, Krankheitsverlauf und Diagnose

Die Niereninsuffizienz ist ein Nierenversagen, welches darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr einst funktionstüchtiger Nephronen ausfallen. Dass Nephronen überhaupt ausfallen, ist meist auf unterschiedliche, bereits vorhandene Krankheiten zurückzuführen.17

Die häufigsten Ursachen hierbei sind: Diabetische Nephropathie, Glomerulonephroritis, Hypertension und Pyelononephritis, aber es gibt noch eine Reihe weiterer. Je nach Ursache ist die Dauer bis eine terminale Niereninsuffizienz (so wird das Endstadium der chronischen Niereninsuffizienz bezeichnet) eintritt unterschiedlich. Je stärker die Niereninsuffizienz fortgeschritten ist, desto schwächer sind die Symptome der ursprünglichen Erkrankungen vorhanden, dafür treten Symptome einer Urämie auf, die Nephronen fallen aus und die damit verbundene Konsequenzen sind gegeben (die endokrinen und exkretorischen Funktionen sind gestört, was am ehesten an den exkretorischen feststellbar ist).18

Konsequenzen wären: Erhöhung des Natriumgehaltes des Körpers, der Blutdruck sinkt und es wird weniger Vitamin D gebildet.19

Leicht kommt es zu einer renalen Anämie. Sinkt die Erythropoetinbildung, werden weniger Erythrozyten gebildet, welche bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz eine um einen Monat kürzere Lebensdauer haben, und der Sauerstoffgehalt des Blutes sinkt. Als Folge tritt ein anämischer Zustand ein, sprich: man wird müde und verliert an Ausdauer.20

So wird auch zur Diagnose zunächst einmal der Urin und dessen Eiweiß- und Zellbestandteile und harnpflichtige Substanzen untersucht. Auch eine Sonographie (Ultraschall) oder Computertomographie kann helfen.21

Der Urin führt stets Zellen aus dem Harntrakt mit sich, deren Untersuchung genauso zu einer Diagnose führen können wie die Feststellung ob zu viele Erythrozyten (rote Blutkörperchen) oder Leukozyten (durch bakterielle Infektionen) vorhanden sind.22

      1. Therapiemöglichkeiten und Ernährung

Ziel einer Therapie ist es, zu verhindern, dass noch mehr Nephronen verloren gehen und die Besserung der Symptome einer Urämie. Um eine CNI zu therapieren muss man seine Lebensweise und Ernährung umstellen. Zusätzlich ist auch körperliche Betätigung hilfreich. 23

Seit 1918 verwendet man, um die Ziele der Therapie zu erreichen, eine von Volhard eingeführte eiweißarme Diät bei Patienten. Erwachsene Patienten sollten pro Tag nicht mehr als 0,6g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Gleichzeitig darf man aber den normalen täglichen Bedarf nicht unterschreiten um eine Unterernährung zu verhindern. Zusätzlich sollte man außerdem mindestens 35 bis 40 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht und Tag zu sich nehmen. Vegetarier können auf die Eiweißdiät verzichten, da sie eh nicht so viele Proteine zu sich nehmen.24

Seit 1972 kennt man außerdem noch eine von Kluthe eingeführte eiweißarme Kartoffel-Ei-Diät. Hier nimmt man nur 0,3g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu sich. Zwar ist sie wirksam, doch kann sie Mangelerscheinungen an Aminosäuren im Körper führen und außerdem ist sie kulinarisch recht einseitig, weshalb die Patienten eine gute Disziplin aufbringen müssen.25

Bei der Schwedendiät wird ein eventueller Aminosäuremangel durch Zugabe von Aminosäuren verhindert. Allerdings sind die Portionen klein und die Patienten werden nicht wirklich satt.26

Letztlich gibt es noch eine eiweißarme vegetarische Diät von Gretz mit zusätzlicher Zufuhr von Aminosäuren. Hier sind die Portionen groß, weshalb auch Öle oder Saucen mit zusätzlichen Kalorien verwendet werden können, da dies nicht weiter ins Gewicht fällt. Der erhöhte Kaliumanteil von vegetarischer Ernährung wird automatisch kompensiert, da bei einer Niereninsuffizienz die Ausscheidung von Kalium bereits verstärkt über den Darm stattfindet und die Niere nicht weiter belastet wird. Weiterhin sollten nicht mehr als 2 Liter Flüssigkeit pro Tag getrunken werden, bei jeder Diät.27

Ist die Niereninsuffizienz aber bereits terminal, muss die Ernährung völlig umgestellt werden. Man muss eine Überwässerung vermeiden und sich ausreichend und vor allem im richtigen Umfange mit Eiweißen und Kalorien versorgen.28

    1. Nephrolitiasis

Als Nephrolitiasis werden Steinbildungen in den Hohlsystemen der Nieren und der ableitenden Harnwegen bezeichnet, nicht die intrarenalen Verkalkungen. 5% der Erwachsenen haben während ihres Lebens eine oder mehrere Nierensteinepisoden […].“29

Nierensteine sind sicherlich eine der bekanntesten Nierenerkrankungen. Unter Nierensteinen versteht man kleine Steinchen, welche den Ureter ganz oder teilweise verstopfen oder gar im Nierenbecken stecken und zu starken Schmerzen führen können.

      1. Entstehung, Symptome und Diagnose

Nierensteine entstehen bei zu hohem Salzgehalt des Harnstoffes. Die Salze lagern sich ab und bilden mit der Zeit einen harten Stein. Die meisten Steine sind Calciumhaltig, einige entstehen jedoch auch durch Infektionen oder zu hohem Harnsäuregehalt. Das Risiko zur Steinbildung steigt, wenn man Durst verspürt, dabei die Urinbildung der Niere gedrosselt wird und gleichzeitig vom Körper mehr Calcium, Oxalat, Phosphat und Urat ausgeschieden wird; die Inhibitorenanzahl sinkt und eine Nukleation oder Aggregation der Ionen nicht mehr möglich ist (Inhibitoren sind z.B. Zink, Magnesium und Citrat); oder bakterielle Infektionen oder Fremdkörper vorhanden sind.30 Ebenfalls ist ein hoher Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen bei heißem Wetter eine mögliche Ursache, da der Körper so sein Wasser verliert aber dabei Calcium im Körper zurückbleibt und so die Konzentration in der Niere steigt.31

Symptome für Nierensteine gibt es viele, je nach Art des Nierensteines unterschiedliche. Am häufigsten kommen eine Nierenkolik mit verbundener Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen sowie eine Erythrozyturie (Blut im Urin) oder vom Stein gelöste Kristalle im Urin vor.32

Zur Feststellung ob ein Stein vorhanden ist, wird deshalb auch als erstes der Urin untersucht, weitere Maßnahmen wären eine Sonographie (Ultraschall) oder eine Computertomographie.33

      1. Therapiemöglichkeiten, Ernährung und Vorbeugung

Die meisten Nierensteine lösen sich von selbst, nur etwa ein Drittel aller Fälle muss mit Medikamenten oder durch eine Operation behandelt werden. Ist es wahrscheinlich, dass der Stein sich von selbst löst, sollte man reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen um ihn wegzuspülen oder sich körperlich ertüchtigen um ihn zu lösen. Eventuelles Fieber sollte durch Antibiotika und eine Nierenkolik ebenfalls medikamentös (z.b. mit Opiaten) behandelt werden.34 Bei Harnsäuresteinen sollte ebenfalls eine spezielle Diät eingehalten werden.

Allgemein gesagt sollte man auf folgende Dinge achten: bei heißem Wetter nicht zuviel solcher Nahrung zu sich nehmen, welche dem Körper Flüssigkeit entzieht (wie Spargel oder Rhabarber). Im Gegenzug dafür viel trinken. Weniger eiweiß-, salz- und fetthaltige Nahrung essen, dafür mehr Gemüse und Obst (deren Vitamine und andere Stoffe Steinbildungen zu verhindern helfen). Auch viel Bewegung hilft eine Steinbildung zu verhindern.35

    1. Nierenzellkarzinom

      1. Einleitung, Ursachen und Diagnose

Ein Nierenzellkarzinom ist eine Krebserkrankung der Nierenzellen. Ursachen für die Entstehung gibt es viele, angefangen bei genetischen Defekten, zellulären Veränderungen, vererbte Veränderungen des Chromosomensatzes und laut neuesten Studien sind sie zu einem Drittel vermutlich auf zu hohem Zigarettenkonsum zurückzuführen. Weitere Ursachen sind noch nicht klar, es wird aber vermutet, dass auch Schmerzmittelmissbrauch Ursache sein kann, ebenso Asbest und Kadmium. Auch eine lange durchgeführte Dialyse kann Ursache sein oder die Bildung von Karzinomen zumindest begünstigen.36

Erythrozyten (Blut) im Urin, Knoten im Bauchraum und Schmerzen können Symptome für Nierenzellkarzinome sein. Weiterhin möglich sind Anämie, Hypertonie (Bluthochdruck) oder Hyperkalzämie (erhöhter Kalziumspiegel).

Zur Untersuchung stehen die Standardverfahren Sonographie (Ultraschall) oder Computertomographie zur Wahl.

In der Entwicklung stehen die Verfahren der molekularen Diagnostik und weitere Verbesserungen der vorhandenen Bluttests.37

      1. Therapiemöglichkeiten

Leider gibt es kaum wirksame Therapien, weshalb auf operative Eingriffe, Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung zurückgegriffen werden muss. Essen und trinken kann man mit einem krebsartigen Tumor allerdings alles man möchte, da gibt es keine Auflagen.

    1. Weitere Krankheiten

Die auf den vorhergehenden Seiten vorgestellten Krankheiten sind nur eine minimale Auswahl aller bekannten Nierenerkrankungen gewesen. Folgend sind die wichtigsten weiteren Krankheiten kurz vorgestellt mit Prozentzahl der Häufigkeit.

Glomerulonephritis: infolge einer Grippe können die Glomeruli erkranken, was zu Nierenschäden führen kann. (38,6%)

Pyelonephritis (Nierenentzündung): meist bakterielle Infektion mit einhergehendem Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen. Kann zu CNI führen. (27,7%)

Zystennieren: durch Vererbung bedingte Zysten im Nierengewebe welche die Nieren vergrößern. (6,8%)

Nierenzysten: einzelne Zysten in den Nieren. Verursachen Schmerzen aber beeinträchtigen die Nierenfunktionen nicht weiter.38

Schrumpfnieren: angeboren oder durch zu geringe Blutzufuhr bedingt. Nierengewebe stirbt ab und die Niere schrumpft. (2,3%)

Hydronephrose (Wassersackniere): durch Harnsteine oder aus der Blase zurückfließendem Harn bedingte Urinanstauung in der Niere. Durch die Ausdehnung bei sich vergrößerndem Druck wird das Nierengewebe geschädigt.

Phenacetin-Niere: eine schwerwiegende Nierenschädigung bedingt durch Schmerzmittelmissbrauch. (4,4%)39

 

  1. Dialyse

Dialyse kommt aus dem Griechischen und bedeutet ‚Auflösung‘.“ 40

    1. Erklärung

Sobald ein Patient eine chronische Niereninsuffizienz durchlaufen hat und ins Stadium der terminalen Niereninsuffizienz übergetreten ist, seine Nierenfunktionen also endgültig versagen, steht er vor einem gravierendem Problem. Denn wer filtert jetzt alle überflüssigen Stoffe aus dem Blut? Sofern man nicht bald Ersatz findet hat man nicht sehr hohe Überlebenschancen. Die eine Möglichkeit ist es, eine oder gar zwei neue Nieren zu finden und per Transplantation die alten zu ersetzen. Da Ersatznieren aber begehrt sind wurde als Alternative die Dialyse entwickelt.

    1. Anwendung

Bei der Dialyse gibt es mehrere Arten wie man sie durchführt, die häufigste ist die Hämodialyse. Hierbei wird beim Patienten am linken Unterarm eine Verbindung zwischen einer Armschlagader und einer Nachbarvene hergestellt, was man Dialyseshunt nennt. Über diesen Shunt kann man fortan die Dialyse durchführen indem man über ein oder zwei Nadeln Blut entnimmt und es durch Schläuche in eine Dialysemaschine mit Dialysator fließen lässt. Dieser ist mit einer durchlässigen Membran ausgestattet, welche genau wie eine Niere harnpflichtige Stoffe aus dem Blut filtert. Nach der Reinigung fließt das Blut wieder in den Körper zurück. Das ganze ist sowohl alle 5 Tage beim Arzt bzw. im Krankenhaus als auch daheim durchführbar. Bei der Heim-Hämodialyse wird aber ein Helfer benötigt, die Dialysemaschine kann man sich ausleihen.41 Als Nachteil muss man aber seine Flüssigkeitszufuhr einschränken und ist nach der Dialyse extrem müde und erschöpft.42

Bei der Peritonealdialyse wird nah des Bauchnabels ein Katheter gesetzt, über den dann eine Dialyseflüssigkeit in die Bauchhöhle einfließt. Diese umspült dann das Blut und reinigt es mit Hilfe des Bauchfelles als Filtermembran. Über den Katheter wird sie dann wieder abgeführt. Diese Dialyseart wird grundsätzlich daheim durchgeführt und man hat die Möglichkeit etwas mehr Flüssigkeit am Tag zu sich zu nehmen als bei der Hämodialyse.43 Man kann auch essen was man möchte, doch ein Nachteil ist der durch die Flüssigkeit dick erscheinende Bauch.44

    1. Ernährung im Dialysefall

Wie erwähnt muss man bei der Hämodialyse die Flüssigkeitsaufnahme einschränken, derweil man dies bei der Peritonealdialyse nicht muss und dort auch nicht auf den Kaliumgehalt seiner Nahrung (wie z.b. in Pommes) achten muss.

Allerdings kann man bei CNI die Dringlichkeit einer Dialysebehandlung herauszögern indem man sich Natrium-, Kalium- und Phosphatbewusst ernährt.45

Natrium: Um hohen Blutdruck zu vermeiden sollte man nicht zuviel Kochsalz (NaCl) zu sich nehmen, welches den Durst und den Blutdruck erhöht. Lebensmittel mit viel Salz wären z.B.: Schinken, Salami, Ketchup, Senf, Saucen, Salzgebäck und Brühe.

Kalium: sollte zu nicht mehr als 2g pro Tag zu sich genommen werden. Hierzu entweder Kaliumreiche Lebensmittel vermeiden oder spezielle Zubereitungsverfahren anwenden. Kaliumhaltige Lebensmittel sind z.b.: Nüsse, Kakao & Schokolade, Trockenobst, Fruchtsaft, Kartoffelchips. Folgende Zubereitungstipps bei Kartoffeln, Gemüse und Obst kann man anwenden. Kartoffeln kleingeschnitten über Nacht in Wasser aufquellen lassen. Gemüse und Obst kleingeschnitten in heißem Wasser garen lassen und ohne die Brühe zu sich nehmen, bei Dosengemüse bzw. –obst den Saft wegkippen. Leider geht durch diese Maßnahmen auch viel vom Geschmack verloren.46

Phosphat: Phosphat wird durch die Dialyse nicht völlig aus dem Körper gefiltert und zuviel Phosphat führt zu brüchigen Knochen und Verkalkung der Blutgefäße. Mehr als 1g Phosphat am Tag ist schlecht, weshalb man auf Phosphathaltige Nahrung verzichten sollte, besonders auf Schmelz- und Parmesankäse. Andere Milchprodukte, Fisch, Nüsse, Kakao & Schokolade sowie Hülsenfrüchte sollten eingeschränkt verzehrt werden. Phosphatreiche Wurstarten sollten durch welche mit Citrat ersetzt werden.

Eiweiß: eiweißhaltige Produkte sind oft auch gleichzeitig sehr reich an Phosphat, wodurch die nötige Eiweißzufuhr gefährdet ist, wenn man sich Phosphatbewusst ernährt. Um trotzdem an den täglich nötigen Bedarf an Eiweiß zu gelangen sollte man daher viel Fleisch und Wurst essen.

Und auf keinen Fall vegetarisch ernähren!47

  1. Schlusswort

Weiterführende Informationen und auch Hilfestellung für Patienten kann man an zahlreichen Orten finden. Das Internet ist hierbei eine nützliche Hilfestellung, findet man hier doch viele Organisationen und Firmen vertreten bei denen man Informationsbroschüren anfordern kann oder die auf ihren Seiten alle wichtigen und nützlichen Tipps aufgelistet haben.

Weiterhin gibt es Vereine wie die Dialysepatienten Deutschlands e.V. bei denen besonders Dialysepatienten Hilfe finden.

Allgemein gesagt sind Nierenprobleme nicht unbedingt selten und hierzulande kann man auch darauf vertrauen nicht gleich damit allein gelassen zu werden.

1 Vgl. Kramer, H. J.: Niere. In: Krück, Friedrich (Hg.): Pathophysiologie. Physiologische und pathophysiologische Grundlagen Innerer Erkrankungen. Urban & Schwarzenberg, München; Wien; Baltimore 1988, S. 183.

2 Vgl. Krück: a. a. O., S. 183.

3 Vgl. Saueressig, Ulrich; Quinke, Klaus: Niereninsuffizienz. Dialyse, Transplantation, Arzneimitteleinsatz. Bayrische Landesapothekerkammer, München 1995, S.15.

4 Vgl. Krück: a. a. O., S. 183.

5 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 15.

6 Krück: a. a. O., S. 183.

7 Vgl. ebd., S.184f.

8 Vgl. Niere.org. Anämie & Dialyse. Stand 14.2.2003, http://www.niere.org/public/anaemie/tx_anaemie_01.html

9 Vgl. Köhler, H.; Wandel, E.: Nephrologie und Hochdruck. In: Lehnert, Hendrik; Schuster, Hans-Peter: Innere Medizin. Ferdinand Enke Verlag, 1998, S. 731.

10 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 20.

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 20, S. 22.

13 Vgl. Dialysepatienten Deutschlands e.V.: Therapien bei Nierenversagen. Dialysepatienten Deutschlands e.V., Mainz 2001, S. 34.

14 Vgl. Niere.org. Anämie & Dialyse. Stand 14.2.2003, http://www.niere.org/public/anaemie/tx_anaemie_01.html

15 Vgl. Niere.org, a. a. O.

16 Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 25.

17 Vgl. Lehnert; Schuster, a. a. O., S. 787.

18 Vgl. ebd., S. 788f.

19 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 29.

20 Vgl. Dialysepatienten Deutschlands e.V.: Therapien bei Nierenversagen. Dialysepatienten Deutschlands e.V., Mainz 2001, S. 6ff.

21 Vgl. Lehnert; Schuster, a. a. O., S. 788.

22 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 42.

23 Vgl. Lehnert; Schuster, a. a. O., S. 789.

24 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 57.

25 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 57.

26 Vgl. ebd.

27 Vgl. Saueressig; Quinke, a. a. O., S. 57f.

28 Vgl. ebd., S. 85.

29 Lehnert; Schuster, a. a. O., S. 769.

30 Vgl. Lehnert; Schuster, a. a. O., S. 769.

31 Vgl. Schorn, Heribert: Nierensteine (Nephrolithiasis). Stand 14.2.2003, http://www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/nierensteine.htm

32 Vgl. Lehnert; Schuster, a. a. O., S. 770.

33 Ebd., S. 770.

34 Vgl. Lehnert; Schuster, S. 771.

35 Vgl. Schorn, Heribert: Nierensteine (Nephrolithiasis). Stand 14.2.2003, http://www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/nierensteine.htm

36 Vgl. Nierenzellkarzinom. Ursachen des Nierenzellkarzinoms. Stand 14.2.2003, http://www.roche.de/pharma/indikation/onkologie/nierenkarzinom/ursachen.html

37 Vgl. Nierenzellkarzinom. Diagnostik und Früherkennung. Stand 14.2.2003, http://www.roche.de/pharma/indikation/onkologie/nierenkarzinom/frueh.html

38 Vgl. Nierenerkrankungen. Erkrankungen der Nieren. Stand 11.2.2003, http://nieren.gmxhome.de/krankheiten.html

39 Vgl. ebd.

40 Vgl. Niere.org. Anämie & Dialyse. Stand 14.2.2003, http://www.niere.org/public/anaemie/tx_anaemie_01.html

41 Vgl. Stradtmann, Herbert: Hämodialyse. Für eine individuell angepasste Therapie. In: Dialysepatienten Deutschlands e.V.: Therapien bei Nierenversagen. Dialysepatienten Deutschlands e.V., Mainz 2001, S. 6ff.

42 Vgl. Dialysepatienten Deutschlands e.V., a. a. O., S. 23.

43 Vgl. Busch, Theo: Peritonealdialyse. Gleichwertige Therapieoption. In: Dialysepatienten Deutschlands e.V., a. a. O., S. 10f.

44 Vgl. Dialysepatienten Deutschlands e.V., a. a. O., S. 22.

45 Vgl. Nierenerkrankungen. Diät für Dialysepatienten. Stand 11.2.2003, http://nieren.gmxhome.de/dialyse3.html

46 Vgl. ebd.

47 Vgl. Nierenerkrankungen. a. a. O.

Hinterlasse einen Kommentar