Auf der Flucht

Februar 19, 2009

Sie waren da. Laute Schläge hämmerten gegen die Tür. Von draußen drangen Stimmen zu ihm durch. Ittus vernahm Rufe wie „Da drinnen ist er!“, „Er hat die Tür verschlossen!“ und „Tötet ihn!“. Entsetzt richtete er sich auf. Schnell ergriff er seine Tasche und hängte sie sich um. Gleichzeitig erhob er sich hastig vom Bett. Sein Herz raste vor Angst. Kaum war er fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Übereilt stieß er das billige Bett um und schob es vor die Tür. Ansonsten gab es in dieser kleinen Absteige keine weiteren Möbel und Waffen besaß er nicht. Auf der anderen Seite der Zimmertür sah dies anders aus: Eine erste Axt krachte gegen die Tür.
Ittus hatte keine andere Wahl. Die einzige Fluchtmöglichkeit stellte das Fenster dar. Die Angst drohte ihn zu lähmen. Seine Sicht verschwamm, seine Hände zitterten, sein Körper stand kurz vor der Ohnmacht. Er versuchte sich zusammenzureißen. Nur halb bewusst griff er sich den dreibeinigen Schemel neben dem Fenster, stieß dabei die Waschschüssel herab und warf ihn durch die Scheibe. Glas klirrte. Zu spät fiel seinem nun fast tierischen Verstand ein, dass er das Fenster auch hätte öffnen können. Damit hielt er sich nun aber auch nicht mehr auf. Ein Blick durch die Öffnung offenbarte ihm, dass er sich noch immer im zweiten Stockwerk befand. Gegenüber ragte die Abfallrampe einer Metzgerei aus der Wand des Nachbarhauses. Sein Glück sollte es sein, in diesem Moment nicht mehr überlegen zu können. Denn gerade als er durch die Fensteröffnung kroch, krachte es mehrmals laut hinter ihm. Während Ittus hinüber zur Rampe sprang und schmerzhaft aufkam, wurden die Eindringlinge in seinem Zimmer von den Trümmern der Tür und dem Bett aufgehalten. Als der Rutsch die Rampe herab endlich von Abfällen gebremst und aufgefangen wurde, strömten sie oben in das Zimmer.
Ächzend richtete Ittus sich auf. Arme und Beine schmerzten nun fürchterlich, zerschnitten von Scherben, geprellt von der Landung, abgeschürft von dem Rutsch. Doch dafür blieb keine Zeit, humpelnd machte er sich von dannen, die Gasse entlang, über einen Hinterhof, eine weitere Gasse hindurch und immer so fort, bis ihn seine Füße nicht mehr weiter trugen und er meinte, endlich weit genug entfernt zu sein. Erst dann ließ er sich versteckt zwischen Kisten hinter einem Lagerhaus nieder. Mittlerweile war die Angst abgeklungen, sein Blut raste nicht mehr. Vielmehr verlangte sein ganzer Körper nur noch nach Ruhe. Doch diese konnte er sich vorerst nicht gönnen. Während er sich die Schnitte und Abschürfungen besah, verscheuchte er die Ratten um sich herum und dachte nach. Bald schon kam er zu dem Schluss, dass nur Munish ihm nun noch helfen könnte.
Es machte keinen Sinn, hier weiter zu warten. Jede verstrichene Stunde ließ den Morgen näherkommen. Nun, in der Nacht, wäre es einfacher für ihn. Vorsichtig richtete er sich wieder auf und stützte sich an der Wand ab, als ihm plötzlich schwindlig wurde. Nachdem dies nachgelassen hatte, stolperte er bis zu dem Durchgang zu seinem Versteck, den einige Kisten formten. Vorsichtig sah er um die Ecke herum auf den weiten Hof hinter dem Lagerhaus, auf welchem Kistenstapel einen Irrgarten formten. Immer noch war hier niemand zu sehen. Hoffentlich hatten sie seine Spur verloren. Doch erhellte auch kein Licht den Platz, schien kein Mond am Himmel. Und langsam kroch Nebel durch die Gassen der Stadt. Er musste sich hier irgendwo im Hafen befinden. Das gab ihm zumindest einen Anhaltspunkt, wo er nun hingehen müsse.
So gut es aufgrund der Schmerzen ging, schlich Ittus zum Ausgang dieses Lagerplatzes, der nun düster und Nebel verhangen wie ein Totenreich da lag.  Eine morsche alte Tür in einem losen Bretterzaun war das Tor aus diesem Reich seiner kurzweiligen Sicherheit hinaus in den Hafen. Doch schon richteten sich ihm Unheil verheißend die Nackenhaare auf. Hastig blickte er sich um, doch war nichts zu sehen. Er rüttelte an der Tür, wollte diesen Platz so schnell wie nur möglich verlassen. Hinter sich etwas krachen hörend verfiel er in Panik. Ruckhaft öffnete sich ihm schließlich die Tür. Schnell eilte er hindurch, ohne Vorsicht schloss er sie hinter sich. Die Schmerzen für einen Moment vergessend floh er in die Nacht. In seinem Rücken vermeinte er noch kurz Kinderlachen zu hören.
Dann war er in einem anderen Teil des Hafenviertels. Hier und da erleuchtete eine Laterne die breiteren Wege, doch blieb er in der Dunkelheit. Einsame Wanderer sah er auf der Hauptstraße, viele das Vergnügen suchend. Der Sinn für Freude, für die Fleischeslust, selbst für Gesellschaft war Ittus nun aber vergangen. Einmal vermeinte er eine Gruppe Gestalten, mit Äxten und Fackeln versehen, die Straße entlang polternd und Spaziergänger nach ihm ausfragend zu sehen. Der Nebel spielte ihm hier jedoch einen Streich; es war nur eine Bande Trinker dort. Ittus ging weiter und endlich kam er an das gesuchte Haus. Von hinten, aus dem Hof heraus näherte er sich ihm. Nicht eines der Fenster dort droben fand er erleuchtet. Umso besser für ihn. Das Fenster von Munishs Laden ging in diesen Hinterhof. Es war unverschlossen. Behutsam schob Ittus es auf und kriechend wie ein Wurm quälte er sich ob der Schmerzen dort hinein. Drinnen verblieb er eine Weile keuchend am Boden. Ob er dies alles überhaupt überstehen würde?
„Munish – Munish! Wach auf! Jetzt wach auf!“ sprach Ittus immer wieder, immer drängender und rüttelte dabei am Bett des Gesuchten.
„Was? – Wer?“ kam es von diesem, bevor sich sein Geist aus dem Traumreich löste, ab da aber war er schnell wach und griff nach dem Dolch an seinem Bette.
„Munish! Ich bin es! Ittus! Du musst mir helfen!“ drängte jener weiter.
Nur langsam erkannte Munish so recht, wer da eigentlich vor ihm stand. Und trotz der seltsamen Umstände, trotz der plötzlichen Störung war er schon einiges von Ittus gewöhnt. Nach einer Weile fand er sich selber wieder, wie er aufstand und, weiterhin nur mit einem Nachthemd bekleidet, mit Ittus hinunter in den Laden ging. Im Geschäftsraum entzündeten sie nur eine Kerze, nach Ittus‘ Bitte, nicht zu sehr aufzufallen, und setzten sich an den Tisch.
„Ittus, was willst du eigentlich hier?“ fragte Munish argwöhnisch und immer noch verschlafen.
„Du musst mir helfen! Du musst mich retten! Sie sind hinter mir her!“ entfuhr es Ittus, der sich in den Tisch verkrallt hatte und immer wieder zum Straßenfenster sah, ob nicht jemand käme.
„Langsam – du brichst hier einfach mitten in der Nacht ein und verlangst irgendwelche Sachen von mir. Ich muss gar nichts. Jetzt sag mir erstmal, worum es geht. Ich hatte mich so über Schlaf gefreut. Der Tag war so anstrengend gewesen. Also, wer sind sie? Und warum retten?“ sprach Munish, zwischendurch immer wieder gähnend.
„Ich weiß nicht wer sie sind. – Vielleicht geprellte Kundschaft. Oder die, denen ich meine Besuche abstattete. Du weißt schon. Ist doch egal. Was tut das zur Sache? Ich war draußen im Gasthaus, wo ich mich morgen mit einem Kunden treffen wollte, hatte mir ein Zimmer gemietet, war schon fast eingeschlafen, da hörte ich sie. Sie berieten sich, sie wollten mich töten. Doch ich war schneller! Ich konnte entkommen! Nun bin ich hier – du musst mich verstecken!“ erzählte Ittus, mal drängend, mal flehend, doch stets mit Angst.
„Weißt du… – ich habe gehört, was du dir diesmal geleistet hast. Ich weiß, warum du dich an niemanden sonst wenden kannst. Diesmal bist du etwas zu weit gegangen. Doch ich werde dir helfen. Unserer – Freundschaft – wegen. Aber das wird teuer für dich“, sprach Munish, der wusste, dass Ittus keine andere Wahl hatte.
Ittus dachte kaum darüber nach. Er besaß nicht viel. Doch verriet er Munish sein Versteck, was diesem genug wert war. So wurden sie sich einig. Anschließend überzeugte Munish den verängstigten Ittus, der nun jedem Retter vertraut hätte, dass eine sofortige Flucht nicht möglich war. Doch gäbe es jemanden, der Ittus unerkannt aus der Stadt bringen könnte. Nun sollte er sich erst einmal erholen; bis zur nächsten Nacht müssten sie noch warten. Hierauf entbrannte dann doch noch ein erneutes Gespräch, denn Ittus wollte so schnell wie möglich die Stadt verlassen. Schon glaubte er, Schläge an der Haustür zu hören, doch Munish beruhigte ihn: Er würde ihn im Keller verstecken, wo keiner ihn finden könnte und früher wäre eine Abreise wirklich nicht möglich. Zögernd willigte Ittus ein, vertraute er doch auf Munish.
Und dieser tat wie geheißen. Ittus hörte noch, wie sich die Falltür zum Keller über ihm schloss und das Kratzen und Schleifen von etwas Schwerem, das Munish darauf schob um den Eingang zu blockieren und zu verstecken, dann war er in völliger Finsternis allein. Nicht einmal ein Licht hatte Munish ihm mitgegeben. Es dauerte eine Weile, bis Ittus sich dort zurechtgefunden hatte. Der Boden war bloßer Lehm. Wasser troff von der Decke und verwandelte ihn in Schlamm. Einmal hörte Ittus eine Ratte quietschen. Kein Fenster bot Licht, doch er ertastete etwas, das sich wie ein Stoffhaufen anfühlte; Hort der Ruhe und Gemütlichkeit. Erschöpft fiel er drauf. Er bemerkte die Wanzen nicht, denn schnell war er eingeschlafen.
Ein Hämmern weckte ihn. Ein Hämmern, das nur von schlagenden Äxten stammen konnte. Gleichzeitig vernahm er Rufe, böse Rufe nach seinem Leben. Sie waren da, sie hatten ihn gefunden, sie brachen durch die Falltür. Entsetzt kroch er durch die schlammige Dunkelheit, doch gab es kein Entkommen. Er versteckte sich in der tiefsten Ecke dieser feuchten Dreckhöhle und erwartete voll tiefer Angst sein Ende. Und dann waren sie über ihm. Braune, gesichtslose Schlammwesen. Sie leuchteten schwach, Knochen steckten in ihrem schlammigen Körper, hier und da ragte ein Ast heraus. Sie ließen ihre Äxte auf ihn niederfahren. Nass vor Schweiß und Deckenwasser erwachte er. Schnell erkannte er das Verschwinden dieser Nachtmahre des Traumes. Er war immer noch im Keller und allein. Wie spät es wohl war? Wann käme Munish wohl endlich? Seine Wunden schmerzten. Nun juckten sie auch noch.
Vielleicht nur wenige Augenblicke, vielleicht auch erst Stunden später vernahm er endlich, wie die Falltür von ihrer Last befreit und geöffnet wurde. Tageslicht fiel in den Keller. Es war nicht Nacht? Und wer kam da? Das war nicht Munish! Entsetzt erkannte Ittus zwei Wachmänner. Er leistete keinen Widerstand. Es gab keine Fluchtmöglichkeit mehr. Sie schleppten ihn hoch in den Laden. Männer und Frauen standen da, Wut und Hass verzerrten ihre Gesichter zu hässlichen Fratzen.
„Da! Da ist er! Tötet ihn“, schrie eine Frau und viele Stimmen fielen ein, „bringt ihn um! Wie er auch meine Kinder getötet hat!“
Doch Ittus warf nur einen flehenden Blick hinüber zu Munish, der Abseits stand. Dieser schüttelte den Kopf.
„Diesmal bist du zu weit gegangen, kleiner Dieb. Du wirst nie wieder jemanden überfallen. Dafür wirst du hängen!“ sprach einer der Wachmänner und wandte sich dann an Munish: „Gut gemacht. Wir werden es diesmal vergessen, dass du seine Waren gekauft hast.“
Und ohne einen weiteren Blick für Ittus zu haben verließ Munish den Raum, während der Mörder von den Wachmännern vor der Rache seiner Opfer geschützt werden musste.

ENDE

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Kommentar

Diese Geschichte erzählt das Schicksal des Diebes und Mörders Ittus, der vor ungefähr hundert Jahren in Doliras tätig gewesen sein soll. Diese Gestalt wurde in mehreren Erzählungen dargestellt, von der diese nur eine ist.

Tonn Onasi, Jagâharis von Raygadun
Raygadun, Aleca, 15.02.3995


Der Preis der Freiheit

Februar 9, 2009

Anmerkungen zur Aussprache:

Mandraz – Man-dras
Majezir – Ma-ʒä-sir
Deljezir – Del-ʒä-sir
Delnadraz – Del-na-dras
Delenti – De-len-ti
Caduim – Ka-dwiim

I
Blutrot versank die Sonne hinter den fernen Bergen. Rot vom Blut der Erschlagenen färbte sich die Küste des schäumenden Meeres. Mandraz beobachtete das Schauspiel aus der Ferne. Mit seinen engsten Vertrauen stand er auf einer Anhöhe in sicherer Entfernung. Niemand von ihnen wagte ein Wort zu sagen. Sie alle wussten, was auf dem Spiel stand. Nicht nur ihr eigenes Leben, auch das ihrer Angehörigen könnte von dieser Schlacht abhängen. Dort unten kämpfte jedoch keiner ihrer Leute. Doch würde dieser Stamm von der Küste nicht den Sieg davon tragen, so würden auch sie niemals frei sein. Hier in Delent kämpfte jeder gegen jeden und vor allem jeder gegen den verhassten Adel. Niemand wusste, was nach dem Sieg kommen würde, doch sie alle wollten die Freiheit. Freiheit und Macht. Seit vielen Jahren tobte der Krieg nun schon in Delent. Mandraz und seine Vertrauten träumten schon ebenso lange davon, ihren Kindern eine freie Welt zu zeigen.
Mandraz blickte zurück in Richtung der untergehenden Sonne. Sein Dorf lag dort im Schatten der schroffen Berge und wartete auf ihn. Er würde alles tun, um die Seinen zu beschützen. Als seine Begleiter unruhig wurden, sah er wieder zum Kampf. Dieser hatte sich nun entschieden; Tote lagen an der Küste, wie gefallenes Heu nach der Ernte. Sieger durchschritten ihre Reihen wie Raben auf der Suche nach Beute. Flüchtlinge wurden gejagt und niedergemacht, überlebende Verletzte wurden ertränkt. Und dann sah Mandraz, wer da gesiegt hatte. Und sie alle zusammen verfielen in einen Freudentaumel.

II
Endlich waren sie in den Schutz des Tales gelangt. Als ihr Gastgeber hieß es sie mit offenen Armen willkommen. Eines nach dem Anderen wurden die Wagengespanne von den Ochsen vorwärts gezogen in die wartende Sicherheit. Hier würde man sie nicht mehr so leicht entdecken können. Caduim blieb zurück und wartete, bis der letzte Wagen außer Sicht von Delenti war, bevor er einen abschließenden Blick zurück warf. In der weiten Ferne war Delenti nur noch an der schwarzen Rauchsäule zu erkennen, die von den lodernden Ruinen aufstieg. Es war früher Morgen eines schönen Frühjahrstages und das Jahr war 650.
Ein Krieger erschien am Eingang des Tales, sah Caduim, hielt auf ihn zu und begrüßte ihn.
„Halte dich nicht damit auf! Sprich, was gibt es zu berichten?“ fragte dieser ihn.
Der Krieger sah ihn düster an. Sein Wams war zerschlissen, seine Rüstung starrend vor Dreck und Blut, er selber nicht minder besudelt.
„Nichts Gutes, so fürchte ich“, hob er an, „zumindest nicht von dort hinten. Wir haben sie aufgehalten. Aber außer mir scheint es kaum jemand geschafft zu haben. Wenn noch jemand lebt und uns treu ist, wird er uns in Deljezir erwarten.“
Cadium blickte ihn traurig an. Seine Heimat war zerstört, die meisten seiner Leute und Freunde nun tot und der Rest auf der Flucht.
„Und du bist sicher, dass niemand unsere Flucht bemerkt hat?“
„Sehr sicher. Wir haben ihnen eine schöne Jagd mit abschließender Schlacht geboten.“
„Dann komm. Lass uns zu den Wagen aufschließen. Es ist eine weite Reise bis Deljezir und wir dürfen nicht trödeln.“
Es war noch nicht lange Frühjahr geworden. Die Lehmwege waren feucht und die Erde hatte sich in Schlamm verwandelt, der habgierig nach den Rädern ihrer Wagen griff. Immer wieder mussten sie Halt machen, immer wieder einen der fünf Dutzend Karren aus dem Dreck ziehen. Alle packten dabei an – die Krieger, die Adligen, die Handwerker, die Frauen, selbst die Kinder. Trotzdem kamen sie nur schleichend voran. Caduim und die Anderen berittenen Krieger erkundeten die Gegend vor, neben und hinter der Kolonne. Dies verhinderte aber nicht, dass sie am dritten Tage ihrer Reise angegriffen wurden. Es war Nacht. Kinder und Frauen schliefen auf den Wagen, die Männer unter ihnen. Zwei Wagen gingen in dem wilden Angriff verloren, doch konnten Caduim und die Anderen Schlimmeres verhindern. Im Dämmerlicht des jungen kühlen Frühjahrsmorgens erkannte man, dass die Angreifer nur Räuber gewesen waren. Die Kolonne musste sich eilen, sollte sie nichts Ärgerem begegnen. Manchmal ritt Caduim an den Reihen der Flüchtlingen vorbei. Dann sah er erschöpfte, leidende und doch hoffende Gesichter. Sie alle vertrauten auf den König und seine Männer. Und diese Hoffnung sollte nicht unvergolten bleiben.
Am nächsten Tag kreuzten sie einen Fluss, den die Schneeschmelze des Frühjahrs in einen reißenden kleinen Strom verwandelt hatte. Dies stellte sie vor ein schwerwiegendes Problem. Caduim wusste, was dieser Fluss verhieß: Das rettende Land des Königs an seinem anderen Ufer. Doch konnten die Wagen seine nun rauschenden Wogen nicht gefahrlos durchqueren. Caduim gab Befehl, Holz des umgebenden düsteren Waldes für Flöße zu fällen, da griff man sie erneut an. Aus dem Schutz der alten Bäume kamen sie brüllend wie die Fluten eines Bergstromes über sie her. Kinder schrien auf und wurden von ihren Müttern unter die Wagen gezerrt, wo sie sich in den Schlamm kauerten. Die Männer griffen nach allem, was man als Waffe nutzen konnte. Diese Angreifer aber waren keine Räuber und Caduims Männer wären ihnen unterlegen gewesen. Doch wie durch ein Wunder trafen zu dieser Zeit am anderen Ufer die Krieger des Königs ein. Pfeile stürzten wie Ungeziefer über die Feinde, die nun eiligst die Flucht ergriffen, ihr Leben zu retten. Jetzt war eine Überquerung des Flusses kein Problem mehr, denn die Männer hatten Flöße bereit. Auf wackligem, glitschigen Untergrund schafften es alle Wagen unbeschadet ans andere Ufer.
„Ihr habt uns gerettet!“ sprach Caduim froh zum Anführer der Krieger und als er diesen an seinem großen schwarzen Bart erkannte, umarmte er glücklich seinen Bruder.
Am Abend erreichten sie Deljezir. Die Stadt war die letzte Verbliebene, die dem König noch die Treue hielt, nun, da Delenti zerstört war. Ganz Deljezir brummte und pochte als ein Lebewesen, überquellend mit Flüchtlingen aus allen Himmelsrichtungen. Für die einfachen Menschen war hier das Ziel ihrer Reise. Caduim, seine Männer und die Adligen jedoch hatten noch eine Tagesreise vor sich.
„Seit einem Jahr erst ist die Burg Majezir vollendet“, wurde Caduim Abends in einer Schenke Deljezirs von seinem Bruder aufgeklärt, „draußen im Moor. Jede Armee aus dem Norden, die nach Deljezir will, müsste an ihr vorbei. Dort sind der König und die verbliebenen Adligen und Krieger. Sie erwarten euch bereits.“
Und so kamen sie am nächsten Tag zur Burg Majezir, der letzten Verteidigerin des Königreiches, Herrin ihrer aller Freiheit und Leben. Trutzig erbaut inmitten des bedrohlichen Moores war sie auf allen Seiten von Seen umgeben. Nur über knarrende Zugbrücken konnte man sie erreichen. Die einzige sichere Furt durch den Fluß lag in Sichtweite von Majezir. Wer immer nach Deljezir gelangen wollte, musste an der Burg vorbei. Wer immer an den König gelangen wollte, musste in die Burg hinein. Beides versuchten Frühjahr und Sommer hindurch immer wieder feindliche Armeen. Eine nach der Anderen verzweifelte an der unerreichbaren Burg. Niemandem gelang es, zu Deljezir oder dem König vorzudringen. Derweil eilten sich dessen Boten, die Hoffnung des Reiches, nach Verbündeten zu suchen, die Aufständischen des Nordens zu besiegen.
„Herr“, wurde Caduim eines Morgens von einem kleinen Knaben angesprochen, „was ist Frieden?“
„Wieso stellst du diese seltsame Frage?“ entgegnete Caduim verwundert.
„Meine Eltern sprechen immer davon, dass sie sich Frieden wünschen“, sprach der Knabe in kindlicher Scheuheit und Caduim beugte sich zu ihm herunter.
„Weißt du, sobald wir gesiegt haben oder die Aufständischen ihren Fehler bemerken, ab da wird es Frieden für uns geben und niemand muss mehr kämpfen.“
„Keine Kämpfe?“ sprach da der Knabe ungläubig.
Der Junge glaubte ihm nicht, lachte kurz sein kindliches Lachen und verschwand dann im Burghof, wo er mit anderen Kindern spielte. Caduim sah ihnen eine Weile traurig zu.

III
Sie hielten sich im Dickicht unweit des Flusses versteckt. Gefrorene Blätter krachten unter ihren Füßen. Ihr Atem kam in Rauchwolken. Mandraz stapfte durch den Schnee zurück zu den anderen Stammesführern. Sie alle waren hier gleich, trotzend jeglicher früherher Meinungsverschiedenheiten, und zitterten in der Kälte. Selbst die vielen Schichten Kleidung, Rüstung und Felle auf ihnen konnte die unnatürliche Strenge des Windes nicht beschwichtigen. Endlich hatte man sich geeint, endlich zog man zusammen gegen den Feind. Mandraz dachte daran, wie seine Familie Daheim in ihrer zugigen Hütte hausen musste, die schon etliche Male in diesen Kriegen zerstört worden war. Nun sollte sich dies ändern, bald könnte man sich Steinhäuser leisten wie der König. Das ganze Jahr über war man vergeblich immer und immer wieder gegen Majezir angebrandet, doch nie kam man auch nur über die Seen. Alle, die andere Wegen zu gehen versuchten, fanden ihr Schicksal auf dem Grund des Moores. Jetzt aber war dieses Schicksal auf ihrer Seite. Was zuvor noch ein unüberwindbares matschiges Hindernis gewesen war, bot sich nun als glitschig vereistes Feld an.
Es wurde Mitternacht und der weiße Mond beschien die weite weiße Winterlandschaft. Mandraz und die anderen gaben Zeichen und die Meute machte sich auf den Weg. Sie stürmten die Seen, umzingelten die Burg. Haken unter den Schuhen gaben ihnen Halt, andere rutschten einfach vorwärts. Etliche fielen im Pfeilhagel, doch konnte man ihre vordringenden Leitern nicht aufhalten. Wie Raubtiere erklommen sie mit ihnen die Mauern und strömten in die Burg hinein. Ein Krieger mit großem schwarzen Bart wollte Mandraz aufhalten, doch dieser hielt sich kaum auf, ihm die Kehle aufzuschlitzen. Vor niemandem machten die Angreifer Halt. Krieger, Diener, Adlige, Männer, Frauen und Kinder – sie machten keinen Unterschied, alle waren sie Teil des verhassten Königreiches, alle dienten sie dem König. Alle mussten sie sterben, sollte es jemals enden. Der König selber wurde von Mandraz gestellt, wie er gerade fliehen wollte. Und als kein Feind mehr in den Mauern von Majezir lebte, stimmten die Angreifer ihr Siegesgeheul an. Endlich hatten sie ihre Freiheit errungen, endlich hatten auch ihre Kinder eine Zukunft.
Doch dies war noch nicht das Ende der Geschichte. Nicht alle Adligen waren in Majezir gewesen. Einige hatten sich schon früher verkrochen, andere waren zufällig zur Zeit der Schlacht außer Haus. Wenige Jahre lang sollte man sie noch in ganz Delent wie  Vogelfreien jagen und niedermachen. Einer der Überlebenden der Nacht des Überfalles war ein Mann namens Caduim. Ihm war es zu verdanken, dass letztlich Frieden herrschen sollte, die Adligen neben dem freien Volk leben durften. Doch bis dahin war viel zu tun.
Auf den kältesten Winter in der Erinnerung der Leute dieser Gegend folgte das mildeste Frühjahr. Die Burg Majezir wurde von der Natur erobert und für immer von ihr einbehalten. Das Frühjahr sah alles neu im Lande Delent.

ENDE

——–
Kommentar

Delent war einst eines der großen alten Juepenreiche. Mächtig war es und die Legenden erzählten von Wundern. Doch der Aufstieg Iotors im Norden traf es hart. Fast der gesamte Norden wurde erobert. Während es dem Osten gelang, sich bald wieder von Iotor freizukämpfen und als das Reich Sagaja noch für Jahrtausende bestand, verfiel der Süden immer mehr. Es gab einen Aufstand nach dem Anderen, das Land wurde zum düsteren Schreckensreich. Gut 50 Jahre sollten die Kriege in Delent gedauert haben und am Ende stand das Königshaus vor dem Nichts. Die Flucht zur Burg Majezir verlängerte ihr Leben nur um ein Jahr. Nie wieder sollte Delent mächtig werden. Der Preis der Freiheit war für das Volk von Delent ihr Niedergang.
Die Geschichte selber stammt aus der Feder eines unbekannten Schriftstellers und gibt die tatsächlichen Geschehnisse wieder, natürlich um einiges ausgeschmückt.

Tonn Onasi, Jagâharis von Raygadun
Raygadun, Aleca, 22.01.3995


Ärger im Königreich

Januar 18, 2009

Es war einmal eine Falle,
dort aufgestellt von einer Fee,
die allgemein sehr weise war
und ihren schweren Zauber sprach.

Der schlaue Bruder des Flusses
befand sich nun grad auf der Flucht
aus dem tiefen schwarzen Kerker
der einen Geheimgang hatte.

Draußen schnappte er sich ein Boot,
denn er hatte doch einen Plan
zur Rettung des alten Weibes,
die ihm einst ein Geschenk machte.

Der alte große böse Feind,
der sich hinter’m Baum versteckte,
vergiftete dort die Früchte,
denn auch er hatte einen Plan.

Bald der verängstigte Hofnarr
floh aus dem Schlosse des Königs.
Er wusste zwar das Geheimnis
doch würde er es auch verraten?

Essen des alten Bauernhauses
sollte noch etwas enthüllen;
gab es hier doch alle Früchte
und der König wurd erwartet.

Draußen nah bei der Stadt
in tiefer finstrer Nacht
trafen sich die Hexen
den Prinzen zu retten.

Seit langem war er verschollen,
weit entfernt sollte er jetzt sein,
wo er sich einst verletzt hatte
als er betrunken vom Pferd fiel

da er zuviel aus dem Kelch trank
und in die Falle tappte
während die Fee gerade schlief
und ihm so nicht helfen konnte.

Der Prinz verwandelte sich dann
in eine alte schmutzige Frau,
die den König warnen wollte
vor dem Verrat seiner Familie.

Doch der große böse Feind sie
erwartete im Bauernhaus
und gab ihr eine der Früchte
derweil des Flusses Bruder schlief.

Der König fand seinen Hofnarr
den er wegen Flucht hängen ließ.
Er befragte ihn nicht einmal,
ließ ihn nichtmal zu Wort kommen.

Nach einem anstrengenden Tag
aß der König im Bauernhaus
und bemerkte nichts von allem
bis es dann zu spät sein sollte.

Der große böse Feind,
der Bruder des Königs,
wurde neuer Herrscher,
doch dort am Fluss herrscht Zorn.


Die Flüchtige: Im anderen Land

Oktober 3, 2008

I

Aufwachen, du verschläfst sonst noch!“ drang eine Stimme an ihr Ohr.

Verschlafen blinzelnd öffnete sie die Augen und sah neben sich das Gesicht von B..

Mmm“, brummte sie, etwas verärgert darüber, geweckt worden zu sein.

Nun steh schon auf!“, sprach B. drängender.

Sie schloss erneut die Augen, um sich nur kurz zu sammeln, da biss B. sie sanft doch zu übermütig in die Seite. Plötzlich war sie mehr als wach.

Au!“ rief sie und stieß ihn unsanft davon.

Schlecht gelaunt stieg sie neben ihn aus dem Bett und machte sich, B. zur Strafe nicht beachtend, fertig. Der Raum war eiskalt, da das Fenster von B. über Nacht offen gelassen wurde. Innerlich grummelte sie vor sich hin, während sie vor Kälte zitterte.

Im Hausflur begegnete sie E..

Denkst du bitte an den Müll?“ warf er ihr zu, während er an ihr vorbei in sein Zimmer eilte.

Mach du das doch!“ rief sie ihm nach, immer noch schlecht gelaunt.

Ach und füttere die Ratten!“ ergänzte man aus E.s Zimmer.

Doch das hörte sie nicht mehr, da sie sich im Badezimmer fertig zu machen versuchte.

Später ging sie mit B. Richtung Hochschule.

Es tut mir leid, das mit vorhin“, sprach B., als sie sich davor verabschiedeten.

Ja, mir auch“, seufzte sie und umarmte ihn kurz.

Auf dem Weg durch den Innenhof huschte ein kleines, zierliches rotbraunes Eichhörnchen schnell vor ihr über den Weg.

Die Veranstaltung langweilte sie, doch musste sie sie besuchen. Ja, sie musste sogar noch mehr, weshalb sie nach der Stunde sich vor in Richtung des Lehrenden drängte, um mit diesem sprechen zu können. Zahlreiche andere hatten denselben Plan, weshalb sie sich bald eingequetscht wie auf dem Marktplatz fühlte.

Ich muss sie sprechen!“ rief sie, wie es etliche andere um sie herum zugleich auch taten.

Doch erst als letztes sollte sie an die Reihe kommen.

Ah, sie“, sprach er und sah sie musternd an.

Wegen der Arbeit…“, begann sie, doch unterbrach er sie.

Sie sollten sie schon vor über zwei Wochen fertig haben!“ herrschte er sie böse an.

Ja, aber…“

Kein Aber. Ich gebe ihnen noch mal zwei Wochen. Wenn sie sie bis dahin immer noch nicht fertig haben, können sie sich von dieser Einrichtung endgültig verabschieden! Vergessen sie die großen Denker nicht!“

Geknickt und trotzdem sauer über dieses Verhalten, trottete sie davon.

Auf dem Heimweg durchquerte sie den Park. Ihre Gedanken kreisten um die Schwierigkeiten, die die Welt ihr bereitete und wie sie sie vielleicht bewältigen könnte. Am liebsten würde sie fliehen.

Plötzlich bemerkte sie das kleine, zierliche rotbraune Eichhörnchen auf dem Weg vor sich sitzen. Das Tier hatte eine Nuss zwischen den Pfoten und sah still zu ihr auf. Erstarrt stand sie da und schaute zurück zu dem Tier. Endlich bewegte es sich, vollkommen ruckartig und unerwartet, und sprintete, die Nuss nun im Mund tragend, zu einem Baum.

Sie sah ihm nach und verspürte das Verlangen, ihm zu folgen. Doch bald vergaß sie diesen Drang und sah gerade noch, wie das Tier durch das Loch eines Buschwerks nah des Baumes verschwand.

Verwundert grübelte sie über diese Begegnung nach, doch drängen sich alsbald wieder ihre vorherigen Gedanken in den Vordergrund. Sie ging weiter und mache nur unterwegs kurz Halt in einer Kneipe, um sich dort bei einem Glas Bier zu besinnen und über den bisherigen Tag nachzudenken.

Da bist du ja endlich!“ fuhr E. sie an, als sie endlich wieder zur Tür ihrer Wohnung hereinkam.

Der Müll!, fuhr es ihr durch den Kopf, ich vergaß…

Doch darum ging es E. nicht einmal. Zumindest zunächst nicht.

Du hast die Ratten nicht gefüttert! Nun ist eine gestorben!“ motzte er sie außer sich und wütend an.

Oh…“, murmelte sie, „tut mir leid.“

Er warf verärgert die Hände gen Himmel.

Immer tut es dir nur leid! Den Müll hast du auch noch nicht weggeschafft!“

Ich werde mich darum kümmern“, entgegnete sie erschöpft.

Ja ja!“ entfuhr es E. nur, eh er wütend davon stapfte.

Kurz ließ sie sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett fallen, froh allein zu sein. Nun freute sie sich lediglich noch auf B.

Vielleicht eine Stunde später traf dieser denn auch ein.

Warte in meinem Zimmer, ich bin gleich zurück“, begrüßte sie ihn nur kurz, da ihr der Müll wieder eingefallen war.

Später hielten sie andere Leute und Dinge auf und als sie nach wiederum vielleicht einer weiteren Stunde endlich Zeit für B. hatte, sah dieser sie bei ihrem Eintreten nur böse an.

Hast du etwa wirklich Zeit?“ fragte er lauernd.

Ja, ich habe soviel zu tun…“, entgegnete sie kleinlaut.

So ist es doch immer mit dir!“

Nun war ihre Geduld zu Ende. Genervt drehte sie sich von ihm weg, zog sich an und verließ das Gebäude.

Zwei Bier später ließ sie sich in derselben Kneipe wie Stunden zuvor ein weiteres für den Weg geben und begab sich in den Park. Auf einer Bank sitzend beobachtete sie den Himmel und die Natur, während sie ihr Bier trank. Doch irgendwann war auch dieses leer und sie ließ die Gedanken schweifen, döste bald ein wenig.

II

Schlafmütze! Immer nur schlafen, nie etwas tun! Nun wach schon auf!“

Aufgeschreckt von diesen verärgerten Worten sah sie sich um, wer da gesprochen hatte, doch sah sie nur ein kleines, zierliches rotbraunes Eichhörnchen vor sich am Rande des Weges hocken. Hatte dies sie angemeckert? Nein, konnte nicht sein.

Faulpelz!“ sprach da das Tier und sah sie mit Verachtung in dem kleinen Gesicht finster an.

Was?“ entgegnete sie, vollkommen verwirrt.

Taugenichts!“ fuhr das Tier sie ein letztes Mal an, drehte sich um und huschte davon.

Das konnte doch nicht sein.

Warte!“ rief sie, rappelte sich auf und folgte dem Eichhörnchen, nur leicht schwankend.

Doch erneut verschwand es in dem Loch im Gebüsch. Aber diesmal folgte sie ihm. Sie musste sich bücken und auf Händen und Knien rutschen und kriechen, doch schließlich hatte sie es geschafft, sie war hindurch gelangt. Und sie befand sich auf der anderen Seite.

Es war dunkel und sie musste sich voran tasten. Ihre Hände fühlten etwas weiches. Federn? Es war ihr, als würde sie sich durch lange Federn tasten, die locker irgendwo weit über herunterhingen.

Unvermutet drang ein Licht vor ihr durch die Dunkelheit, umrahmt von diesen federartigen Gebilden. Bald war es hell genug um zu erkennen, dass sie immer noch nicht erkannte, von wo diese herabhingen, auch blendete sie nun das Licht. Doch sie ging darauf zu und schließlich trat sie hinaus ins Freie und sah erst gar nichts, vollkommen geblendet.

Was sie dann sah, verwirrte sie.

Vor ihr lag eine weite Wiese, doch keine gewöhnliche. Weich und nachgiebig lag sie unter ihren Füßen, als sie darüber voranschritt. Bunt bewachsen mit seltsamen Pflanzen und vielen nichtpflanzlichen Dingen war sie, darunter kleinen Würfelchen und vielen anderem. Vorsichtig fasste sie einen davon an. Er war weich und nachgiebig wie Gummi. Dann erst fielen ihr die vielen anderen, teilweise auch tierähnlichen Gummistücke auf. Es gab Frösche, Schnecken, Echsen und kleine Bären.

Von letzteren packte sie einen, nahm ihn hoch und öffnete den Mund, um ihn zu essen.

Hilfe!“ schrie es da plötzlich und biss ihr zahnlos in den Finger.

Mehr aus Schreck denn aus Schmerz ließ sie es fallen, und zurückfedernd fiel es zu Boden.

Wag das ja nicht noch einmal!“ zeterte das kleine Wesen zu ihr hoch und machte sich, sie kraftvoll verfluchend, davon.

Tut mir leid…“, murmelte sie verwirrt, derweil sich alles um sie herum in Bewegung setzte.

Die Schnecken krochen davon, Echsen huschten davon, Frösche hüpften davon. Verwundert sah sie dem Treiben zu, als ihr etwas an den Fuß tippte. Sie sah herab und erkannte eins der Bärchen, etwas größer als die anderen. Es wies sie an, es hochzuheben und so tat sie.

Du bist nicht von hier, oder?“ fragte es sie und sie musste mit dem Kopf schütteln.

Wo bin ich hier?“ fragte sie es.

Na in unserem Land! Und du hättest gerade fast einen der unsrigen gegessen!“

Das tut mir leid… doch wer seid ihr?“

Wir sind natürlich die Bewohner dieses unseren Landes!“

Sie sah ein, dass sie so nicht weiterkommen würde.

Ich bin einem Eichhörnchen gefolgt. Hast du es gesehen?“

Natürlich! Es ist da lang gelaufen!“ sprach das Bärchen und deutete irgendwohin.

Kannst du mir einen Weg zeigen?“ fragte sie hoffnungsvoll.

Sicherlich! Geh mal dorthin!“ sprach es und zeigte woanders hin.

Wie angewiesen ging sie in die besagte Richtung.

Lebt hier eigentlich alles? Darf ich denn nichts anfassen?“ fragte sie, als sie Hunger verspürte und alles leckere vor ihr davon huschte.

Doch! Ich zeig es dir gleich – Siehst du? Dort ist der Fluss!“

Tatsächlich näherten sie sich nun einer Art Fluss. Er war nicht sehr breit, doch sonderbar gelblich.

Folge dem Gelben Fluss bis zu seinem Ziel!“ wies das Bärchen sie an.

Ich danke dir“, sprach sie.

Und nun lass mich herab“, wies es sie an und man tat wie geheißen.

Das Bärchen stapfte zu einem Haufen der seltsamen Würfel, umrahmt von ebenso seltsamen Blumen.

Wenn du Hunger und Durst verspürst, esse dies und trinke aus dem Fluss“, sprach es und verschwand nun endgültig im Getümmel der bunten Gummiwiese.

Als das Bärchen entschwunden war, probierte sie von den Würfeln. Sie waren klebrig und süß, doch gefielen sie ihr. Daraufhin trank sie von dem Fluss und es war Bier.

Nach einer Weile machte sie sich wieder auf den Weg.

Sie folgte stets dem Flusslauf, der sich in leichten Bögen durch die Wiese schlängelte. Bald wich der federnde, bunte Gummiboden einer dunklen, harten Ebene. Statt Gummipflanzen fand sie hier zwar von der Gestalt her gewöhnlich aussehende Pflanzen und sogar vereinzelte Bäume vor, doch waren sie genauso dunkelbraun wie der Boden, nur manchmal aufgehellt von weißen Blüten und Tupfern.

Neugierig fasste sie das Blatt eines Baumes an. Es war hart und kam ihr bekannt vor. Sie brach das Blatt ab und probierte davon ein Stück. Es war Schokolade. Sie nahm sich eine Handvoll der Blätter mit, doch da sonst nichts weiter in dieser Ebene vorhanden war, sich nichts und niemand bewegte, setzte sie ihren Weg bald fort.

Nach einer Weile tauchte vor ihr ein Wald auf. Er sah völlig gewöhnlich aus, bis auf den geringen Umstand, dass er gänzlich in Lila und seltener auch in Schwarz gehalten war. Teilweise hingen erneut die federartigen Pflanzen von den Bäumen, mit denen sie bereits Bekanntschaft geschlossen hatte, sämtlich in verschiedenen Arten von Lila, doch meist heller als die, welche sie bei ihrer Ankunft gesehen hatte.

Er verströmte eine warme, beruhigende Aura, so betrat sie ihn zuversichtlich. Es gab keine Wege, also folgte sie weiter dem Flusslauf und trank dann und wann einmal einen Schluck von diesem.

Irgendwann begegnete sie der Ratte.

Guten Tag meine Kleine, was führt dich hierher?“

Kleine? Waren Ratten nicht immer kleiner gewesen als sie? Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihre Hände anders aussahen. Verwundert betrachtete sie sie. Verändert wirkten sie, doch konnte sie nicht genau bestimmen, warum. Und warum wirkten die Bäume so groß?

Kinder wie du sollten hier nicht alleine sein. Wo gehst du hin? Lass mich dich begleiten!“ bot ihr die Ratte nett an.

Doch sie achtete nicht auf die Ratte. Sie musste die Wahrheit über sich selbst herausfinden. Wo konnte sie sich hier selbst betrachten und erklären? Ihr fiel der Fluss ein. Ihr Spiegelbild war verschwommen und undeutlich. Geistesabwesend spielte sie mit ihren Zöpfen. Waren die schon immer da gewesen? – Natürlich.

Hast du vielleicht etwas zu essen bei dir? Ich verhungere“, sprach die Ratte bittend.

Nachdenklich knabberte sie an einem der Schokoladenblätter und achtete nicht auf die Ratte. In der Ferne sah sie Schmetterlinge zum Tanz aufwarten. Begeistert sprang sie auf und lief ihnen nach, jedes Mal freudig lachend, wenn sie ihren Fängen entfleuchten und erneute Kreise in der Luft zu drehen wagten.

Warte, ich komme mit!“ rief ihr die Ratte hinterher und eilte sich.

Stolpernd kam sie auf die Beine und rannte dem Mädchen nach, doch verfing sie sich alsbald im Gestrüpp und stolperte, nun nicht mehr freikommend.

Warte! Bitte hilf mir hier raus! Ich werde sterben!“ quiekte die Ratte vor Angst, doch hörte sie bereits niemand mehr.

Die Schmetterlinge leiteten das Mädchen tiefer in den Wald, fern des Flusses, eh sie unerwartet verschwanden und das Mädchen nun allein im Dunkel zurückließen. Verloren stand sie da und sah sich nach allen Seiten um, doch war sie gänzlich allein.

Hallo?“ rief sie ins Dunkel und fürchtete sich.

Und nichts geschah.

Sie fühlte sich allein und verlassen. Sich auf den Boden setzend, fing sie lautstark an zu weinen.

Warum weinst du denn?“ fragte eine sanfte, tiefe Stimme bald.

Überrascht hörte sie auf zu weinen und sah auf. Da stand vor ihr ein großer Hund und blickte sie sanft an.

Wer bist du?“ fragte sie ängstlich.

Ich bin der Bernhardiner. Und du?“ sprach der Hund und lächelte sie freundlich an.

Doch sie musste den Kopf schütteln.

Ich weiß es nicht mehr – ich dachte, ich wüsste es“, sprach sie und Tränen rollten ihr über die Wange.

Weine nicht – ich weiß, wer dir da helfen kann!“ sprach der Bernhardiner.

Sicher?“ fragte sie, nun ein wenig hoffnungsvoller.

Steig auf meinen Rücken, ich bringe dich zu ihnen!“ lächelte der Hund.

Sie fasste Vertrauen, strich über den Hunderücken, spürte das weiche Fell und zog sich hoch. Auf seinem Rücken ruckte sie kurz hin und her, bis sie fest und sicher saß.

Halte dich fest!“ sprach der Hund.

Sie krallte sich in seine Nackenhaare.

Und los!“ rief er und sprintete davon.

Schnell rannte er durch den Wald, sprang über Steine, Büsche, Bäche und Wurzeln. Selten einmal sahen sie einen anderen Bewohner des Waldes, doch bald kamen sie an ihrem Ziel an.

Wir sind da“, sprach er.

Sie standen vor einem großen, verzierten Tor. Es war aus dunklem Holz und umstellt von zahlreichen Bäumen, die den Blick darauf verbargen, was hinter dem Tor liegen mochte. Auf ihm selber zeigten sich Bilder der Landschaften, die sie auf ihrem Weg durchquert hatte und Wesen, die sie gesehen hatte, doch auch noch zahlreiche andere, die ihr bisher unbekannt waren.

Der Bernhardiner kniete sich nieder, damit sie leichter absteigen konnte.

Hier muss ich dich nun verlassen. Ich wünsche dir auf deinem Weg noch viel Glück“, sprach er. Und machte sich ohne ein weiteres Wort wieder davon.

Sie sah ihm kurz nach. Als er im Dunkel in der Ferne verschwunden war, drehte sie sich um und sah sich erneut das Tor an. Sie erkannte das Bärchen und den Bernhardiner in den Verzierungen, doch nirgends einen Knauf, ein Schlüsselloch oder einen Klopfer. – Nichts, um das Tor zu öffnen. Sie schickte sich an, mit der Faust anzuklopfen, da öffnete sich das Tor plötzlich wie von alleine.

Eine gähnende, endlose, schwarze Dunkelheit erwartete sie.

Hallo?“ rief sie hinein, doch niemand antwortete.

Während sie noch überlegte, ob sie nun eintreten solle, huschte ein kleines, zierliches rotbraunes Eichhörnchen an ihr vorbei und verschwand im Dunkel hinter dem Tor.

Kenn ich dich nicht?“ murmelte sie verwirrt.

Warte!“ rief sie und eilte dem Tier hinterher.

Konnte sie sich anfangs noch im Dämmerlicht, dass von draußen durch das Tor hereindrang, den Gang entlang bewegen, so ging das nicht mehr, nachdem sich das Tor plötzlich geschlossen hatte. Doch der Gang leuchtete wie von selbst, glühte in einem schimmernden, grünlichem Licht. Die Wände schienen mit leuchtendem Moos bewachsen zu sein. In der Ferne vor sich sah sie das kleine Tier davonhuschen und ohne einen Blick zurück zu werfen, eilte sie ihm nach.

Der Gang knickte recht bald rechtwinklig ab nach Rechts, bald nach Links, so dann wieder Rechts und immer so fort und oftmals spaltete er sich auch in zwei oder drei weitere Gänge auf, doch ließ sie sich nicht beirren und folgte stets weiterhin dem kleinen Tier.

Endlich erreichten sie ein weiteres Tor. Das Eichhörnchen huschte durch ein kleines Loch neben dem Tor, zu eng für das Mädchen.

Doch dieses Tor hatte einen Knauf, ein Schlüsselloch sowie einen Klopfer. Letzteren benutzte sie, um brav anzuklopfen.

Wenn du meinst es tun zu müssen, trete ruhig ein“, ertönte eine Stimme von der anderen Seite des Tors.

Vorsichtig drehte sie am Knauf und zog am Tor. Leicht schwang es auf. Sie betrat einen runden Raum, der bis auf ein paar große Kissen am Boden vollkommen leer zu sein schien. Ein weiteres Tor befand sich auf der anderen Seite des Raumes.

Behutsam schloss sie das Tor hinter sich wieder.

Wenn du erschöpft bist, setze dich doch“, sprach es in ihrem Rücken.

Erschrocken drehte sie sich wieder dem Raum zu, wo nun auf den Kissen ein älterer Mann saß. Ein kurzer weißer Vollbart zierte sein Gesicht, seine weißen Haare waren kurz und er war in weite, weiße Gewänder gekleidet. Er lächelte freundlich und deutete auf die Kissen vor sich.

Sie setzte sich ihm gegenüber.

Wer sind sie?“ fragte sie.

Was glaubst du, wer ich bin?“

Sie kommen mir bekannt vor…“, murmelte sie.

Dann werde ich das wohl auch sein. Woher kennst du mich denn?“

Ich…ich weiß es nicht. Ich glaube, ich wusste es einmal.“

Was führt dich zu mir?“

Sie deutete auf die Löcher neben beiden Türen.

Das kleine Tier – Ich bin ihm hierher gefolgt.“

Das Eichhörnchen? Warum bist du ihm denn gefolgt?“

Ein Gefühl…ich musste es tun…“

Woher kommst du?“

Ich weiß es nicht mehr“, sprach sie und blickte traurig drein.

Weißt du denn, wer du bist?“

Nein, aber ich sollte es wohl.“

Warum siehst du aus wie ein kleines Mädchen?“

Ja bin ich denn keins?“ entgegnete sie und runzelte verwirrt die Stirn.

Du bist, was du glaubst zu sein. Warst du schon immer ein Kind?“

Ich glaube schon…“

Ich glaube das nicht. Ich glaube, du fliehst nur vor etwas, vor dir. Gefällt es dir hier?“

Schon, aber… Ich will zurück…“

Zurück wohin?“

Ich weiß es nicht mehr“, sprach sie verzweifelt.

Warum bist du geflohen?“

Eine schwache Erinnerung kam in ihr auf.

Ich wollte allein sein…es ist alles zuviel. Ich bin müde.“

Was ist zuviel?“

Mein Leben…all die Aufgaben…all die Menschen, die etwas wollen…“

Und da fliehst du lieber?“

Hier habe ich keine Aufgaben…“

Was ist mit den Menschen, die dich lieben? Sie werden sich sorgen. Warum sprichst du nicht mit ihnen, ob sie dir helfen?“

Ich möchte machen, was ich will…“

Und sie würden das nicht verstehen? Dir nicht helfen?“

Vielleicht…“

Was stört dich?“

Es ist zuviel, zu anstrengend…“

Lohnt es sich nicht? Einfacher wirst du es nicht bekommen. Warum arbeitest du nicht mit dem, das du hast?“

Ich weiß es nicht…“

Vielleicht weißt du es doch. Gehe durch das Tor hinter mir“, sprach er und deutete auf ebendieses.

Und sie tat wie ihr geheißen.

Der nächste Raum hatte dieselbe Form wie der andere, doch war dieser hier reicher ausgestattet. Anstelle von Kissen gab es Liegen und einen Tisch, bedeckt mit Geschirr und Nahrung. Ein Kamin spendete Wärme. Pflanzen und Blumen bedeckten die Wände. Ein älterer Mann lag auf einer der Liegen, sein langes Haar und sein dichter krauser Vollbart bereits grau, gekleidet in ein graues Gewand. Er lächelte sie an und deute auf die Liege sich gegenüber.

Setz dich doch“, sprach er.

Und so tat sie.

Nimm dir etwas zu essen. Fühlst du dich wohl?“

Sie nahm ein paar Trauben, doch schüttelte sie den Kopf.

Was macht dir zu leiden?“

Mein Leben…“, seufzte sie.

Macht es dir keine Freude?“

Nun, manchmal. Nicht immer. Es sollte einfacher sein.“

Und manchmal sollte man unangenehme Dinge erdulden, um am Ende mehr Freude daran zu haben. Nimm doch ein paar Trauben“, sprach er und deutete auf diese, doch sie schüttelte den Kopf.

Nein danke. – Und es gibt zu viele unangenehme Dinge.“

Mach dir darüber doch nicht so viele Gedanken. Genieße die guten Dinge. Vergesse die schlechten. Denk immer an die Guten und schütze sie, freue dich an ihnen.“

Ich bin mir aber nicht sicher.“

Zweifle doch nicht soviel! Vertrau auf deine Freunde und die Menschen, die dich lieben. Verschließe dich ihnen nicht, sondern spreche mit ihnen, hab Vertrauen.“

Ich frage mich immer, ob es anders nicht besser wäre, einfacher, schöner.“

Sehn dich nicht nach anderem! Ist es ähnlich wie das, was du hast, dann ist es nutzlos. Denn einst hast du dich auch nach dem gesehnt was du nun bereits hast. Ehre es also entsprechend! Und vergesse nicht das, was du liebst, sonst wirst du es verlieren. Kümmere dich um sie, dann bringen sie dir mehr Freude.“

Das versuche ich ja…“

Versuche es nicht nur, tu es. Erfreu dich eines schönen Lebens, doch schade nicht anderen. Ziel deines Lebens ist die Freude. Doch gib dich nicht Gelüsten hin. Hab Freude am Frieden und deinen Freunden. Leb dein Leben, habe Spaß, und denke nicht so viel an den morgigen Tag.“

Nachdenklich nickte sie.

Und nun flieh nicht mehr. Gehe heim zu deinen Lieben. Erinnere dich wieder an dich selbst. Und an sie. Gehe zu ihnen.“

Plötzlich bemerkte sie das kleine Eichhörnchen, welches neben dem Ausgang des Raumes hockte. Überrascht stand sie auf.

Folge ihm!“ sprach der Mann.

Das Tor aus dem Raum öffnete sich und das Tier verschwand hindurch. Sie folgte ihm durch einen langen, dunklen Gang. Irgendwann war das Eichhörnchen ohne Vorwarnung verschwunden. Verwirrt stapfte sie weiter den Gang entlang.

Wach auf“, klang plötzlich eine Stimme dumpf aus dem Dunkel.

Was? Wer da?“ fragte sie und sah sich um, doch sah nur Schwärze.

Wach auf!“ erklang es erneut, lauter.

Zeig dich!“ rief sie und ging sich umsehend weiter.

Unvermittelt tauchte ein Lichtschein vor ihr auf. Sie hielt darauf zu.

Wach auf!“ ertönte es ein drittes Mal.

Sie meinte, das Eichhörnchen vor sich im Licht zu erkennen und folgte ihm, tauchte ein in das blendende Licht.

III

Jetzt wach schon auf!“

Sie öffnete die Augen und sah das Gesicht von B. vor sich.

Was? Wo bin ich?“ murmelte sie verschlafen.

Wir sind im Park“, antwortete er.

Langsam erkannte auch sie diesen Umstand. Sie lag an einen Baum gelehnt, nah eines dichten Gebüschs, durch das kein Mensch jemals würde kommen können.

Ich habe dich hier gefunden. Ich habe mir Sorgen gemacht“, ergänzte er und strich ihr über die Stirn.

Du sollst dich nicht so um mich sorgen“, sprach sie und stand auf, doch schwankte und musste von ihm gestützt werden.

Würde ich es nicht machen, wärst du mir egal“, erwiderte er.

Sie wollte etwas antworten, doch erinnerte sie sich an die alten Männer und was sie ihr gesagt hatten. So lächelte sie nur und umarmte ihn.

Lass uns zurückgehen“, sprach er und sie nickte.

Bald waren sie wieder daheim, wo E. sie erwartete.

Na endlich bist du wieder da, wir warten doch schon alle“, sprach er und verschwand in einem anderen Raum.

Komm mit“, ergänzte B. und nahm sie mit in diesen Raum, wo ihre Freunde sie erwarteten und bereits feierten.

Später war sie mit B. kurz allein.

Es tut mir leid, wie ich war“, sprach sie.

Er nahm sie in den Arm.

Ich weiß, wie du bist. Und ich bin immer für dich da. Wenn du Zeit für dich brauchst, bekommst du sie, und tue nie etwas, das du nicht willst.“

Danke“, sprach sie nur.

Du bist eines der wichtigsten Dinge auf dieser Welt für mich. Ich möchte nur, dass du glücklich wirst. Ich liebe dich.“

ENDE

Darsteller

Sie – Die Flüchtige

B. – Der Freund

E. – Der Mitbewohner

Der Lehrende – Ein Beliebiger

Mitlernende – Beliebige

Das Eichhörnchen – Es selbst

Das kleine Bärchen und das große Bärchen – In Rot und Grün

Die Einwohner des Gummilandes – Von sämtlichen Herstellern

Die Ratte – aussuchbar

Der Bernhardiner – Nun ratet doch mal

Der weise weiße alte Mann – S.

Der weise graue alte Mann – E.