Direkte und indirekte Einflüsse auf den „Begriff Angst“ von Søren Kierkegaard

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Direkte und indirekte Einflüsse auf den „Begriff Angst“ von Søren Kierkegaard

1. Einleitung und Festlegungen

1844 wurde in Kopenhagen ein Buch mit dem Titel „Der Begriff Angst“ publiziert. Sein Autor nennt sich Vigilius Haufniensis, oder übersetzt: Beobachter Kopenhagens. Hinter diesem Namen verbarg sich niemand anders als Søren Kierkegaard. Nach „Entweder-Oder“, „Die Wiederholung“ und „Furcht und Zittern“ sein viertes großes Werk.

„Es gibt wohl kaum einen Philosophen, bei dem das Denken so eng mit dem Leben verknüpft ist wie bei S[ø]ren Kierkegaard.“1 Dies liest man so oder so ähnlich immer wieder in Kierkegaard-Biographien. Was brachte ihn dazu, den Begriff Angst zu verfassen? Welche Einflüsse in seinem Leben prägten ihn, bewegten ihn dazu? Und wen greift er in seinem Werk an, wessen Ansichten übernimmt er? Diese direkten und indirekten Einflüsse aufzuzeigen ist Ziel dieser Arbeit. Es werden nur die philosophischen und persönlichen Einflüsse betrachtet, theologisches wird außen vor gelassen.

„Der Begriff Angst“ wird im folgenden entweder Begriff Angst, der Begriff oder die Angst genannt. Zitate aus dem Begriff stehen direkt im Text hinter dem Zitat, andere Zitate sind gesondert angegeben. Zitiert wird aus der Reclam-Ausgabe von 1992, übersetzt von Gisela Perlet. Es folgen zuerst die indirekten Einflüsse, wie Familie, Freunde und Lehrer, danach die direkten im Text erwähnten in der Reihenfolge Kritisierung, Übernommene Ansichten und lediglich als Beispiel verwendete.

Als erstes aber eine kurze biographische Einführung.

  1. Søren Aabye Kierkegaard

Søren Aabye Kierkegaard wurde am 5.5.1813 in Kopenhagen geboren. Als Kind war er auf der prestigeträchtigen Borgerdydskolen.2 1830 immatrikulierte er sich an der Universität Kopenhagen und studierte Theologie und Ästhetik/Philosophie, doch beendete das Studium erst 1841. Am Ende dieses Jahres sowie 1843 unternahm er Reisen nach Berlin, um dort unter anderem Schelling zu hören. Ab 1843 unternahm er verstärkte schriftstellerische Anstrengungen und 1844 erschien der Begriff Angst.

1855 starb Kierkegaard am 11.11. in Kopenhagen.3

  1. Nicht direkt erwähnte aber vorhandene Einflüsse

      1. Michael Pedersen Kierkegaard (1756 – 1838)

Der Vater von Søren Kierkegaard stammte aus ärmlichen Verhältnissen, doch hatte es in Kopenhagen zu Erfolg und Geld gebracht. Er heiratete in zweiter Ehe seine ehemalige Dienstmagd Anne und bekam mit ihr 7 Kinder, als jüngstes davon Søren.

Er wurde als schwermütiger Pietist und religiöser Mann bezeichnet, der seinen Kindern eine strenge christliche Erziehung zu Teil werden ließ. Søren selber durfte nie alleine aus dem Haus zum Spielen und so begann er früh seine Fantasie zu bemühen, über sich selber und seine Gefühle zu reflektieren und verfiel dem selben Hang zur Melancholie wie sein Vater. Søren wurde zum Beobachter, der alles aufnahm und reflektierte, weshalb er vielleicht auch das Pseudonym Vigilius Haufniensis, Beobachter Kopenhagens, für den Begriff Angst wählte.

1834/35 erfuhr Søren von des Vaters angeblicher Verfluchung durch Gott, dass alle seine Kinder vor ihm sterben würden und unterbrach sein Studium, um ab sofort als schnelllebiger Bohemien zu leben. Als 1838 M.P. Kierkegaard starb, lebte Søren aber immer noch. Der Fluch hatte sich also nicht erfüllt. Søren erbte das Vermögen des Vaters und konnte sein Studium beenden.4

      1. Anne Sørensdatter Lund Kierkegaard

Kierkegaards Mutter wurde nie direkt von ihm erwähnt, nicht einmal zu ihrem Tode 1834. Sie war nicht sehr hoch gebildet, doch Kierkegaard zollte ihr auf eine eigene Art Tribut: er schrieb seine Werke in Dänisch, der Sprache des Volkes, statt Latein oder Deutsch, den Sprachen von Verkehr und Wissenschaft.5

      1. Regine Olsen (1822 – 1904)

Kierkegaard traf die junge Regine 1837 und verliebte sich bald in sie, 1840 verlobten sie sich. Im selben Jahr begann Kierkegaard seine Dissertation über die Ironie im Bezug auf Sokrates und kritisierte in ihr auch bereits Hegel, 1841 vollendete er sie.

Kierkegaard glaubte sein Vorleben, seine psychischen Probleme sowie den angeblichen Fluch der auf ihm lastete vor Regine verheimlichen zu müssen, doch wollte so nicht in die Ehe gehen und löste deshalb die Verlobung 1841 wieder. Er floh nach Berlin, wo er Schelling hörte, doch von diesem maßlos enttäuscht war.

1842 kehrte er nach Kopenhagen zurück. Ihn plagten Zweifel an der Richtigkeit der Beendigung der Verlobung, zieht sich zurück und beginnt intensiv mit dem Schreiben.6 Als er ein Jahr später von ihrer Verlobung mit J.F.Schlegel erfährt, wird sein Schreiben weiter beeinflusst.

      1. Lehrer und Dozenten

Michael Nielsen (1776 – 1846) war Schulmeister der Borgerdydskolen, von Kierkegaard Halbgott und Tyrann genannt, der nur Gott fürchtete7 und Kierkegaard bereits Aversion gegenüber Autoritäten bei brachte.

H.N.Clausen (1793 – 1877) war Dozent der Theologie an der Universität Kopenhagen, der in Berlin Schleiermacher hörte und ihn seinen Schülern, auch Kierkegaard, näher brachte.8

P.M.Møller (1794 – 1838) war Professor der Philosophie und Skeptiker gegenüber Hegel. Er betonte die Rolle des Individuums in philosophischen Gedanken und wurde von Kierkegaard sehr bewundert.9

H.L.Martensen (1808 – 1884)10 war Professor der Theologie an der Universität Kopenhagen und später, aber erst nach dem Begriff Angst, einer von Kierkegaards ärgsten Gegnern, auch als Martensen sein Buch zum „Faust“ publizierte und Kierkegaard seine eigenen Pläne in diese Richtung aufgeben musste.11

      1. Freunde und Bekannte

J.F.Giødwad (1811 – 1891) war Journalist und Kierkegaards bester Freund, der für diesen viele seiner anonymen Schriften publizierte.12

E. Boesen (1812 – 1881) war ein Freund Kierkegaards vom Anfang bis zum Ende.13

J.L.Heiberg (1791 – 1860) war eine Größe der Literatur in Kopenhagen. Kierkegaard war erst sein Anhänger, nach einer schlechten Kritik Heibergs zu einer seiner Schriften aber ein Gegner dieses Hegelianers.14

T.Gyllembourg (1773 – 1856) war die Mutter von J.L.Heiberg und Autorin sozial-kritischer, aber anonymer Schriften, die Kierkegaard bewunderte.15

  1. Direkte Erwähnungen im Text

    1. Kritiken und Angriffe

      1. G.W.F. Hegel (1770 – 1831)

Der große Philosoph und Zentralfigur des deutschen Idealismus sowie enger Freund von F.W.J. Schelling. Seine Philosophie basierte auf einem großen logischen System16 und Kierkegaard, der nie systematisch sein wollte, konnte sich hier an allem möglichen anstoßen. Bereits in seiner Dissertation zeigte sich Kierkegaard als Kritiker an Hegel17 und auch der Begriff Angst zeigt hier viel Kritik an Hegel. Kierkegaard verzichtet niemals darauf, gegen Hegel und seine Logik zu zetern und so durchziehen zahlreiche Beispiele den Begriff. So ist bereits der Beginn der Einführung zur Angst eine einzige Kritik an Hegel, seiner Logik und seinem System. (S.13 – 18)

Hauptsächlich aber wirft Kierkegaard ihm Verdrehung von oder Benutzung gänzlich falscher Begriffe vor (Begriff Psychologie: S.29, dogmatische Begriffe: S.42, Verschiedenen im Zusammenhang mit Schelling: S. 70, einfach nur falsche Begriffe: S. 114, 131), wobei aber Kierkegaard auch einmal einen Begriff von Hegel erklärt bzw. ihn übernimmt und benutzt, in seiner Theorie vom Genie (S. 116). Laut Kierkegaard führte Hegel die Ironie in sein System als Negatives ein und ignorierte so Sokrates, was Kierkegaard als Anhänger Sokrates‘ natürlich nicht missachten konnte (S. 157).

Es sei laut Kierkegaard ein Wunder, dass Hegels Logik überhaupt funktionieren würde (S. 16f), dass sie aber in sich unlogisch (S. 18), vieles sogar logisch inkorrekt sei (S. 42). Außerdem versuche Hegel durch „fortgesetztes, quantitatives Bestimmen“ eine neue Qualität herbeizuführen, die laut Kierkegaard aber nur durch einen Sprung möglich sei (S. 37). An anderer Stelle führt Kierkegaard sarkastische Seitenhiebe gegen Hegel (S. 96f), einmal aber übernimmt er sogar eines der einst von Hegel angebrachten Beispiele über die Herrscher von Indien, um damit seine Ansichten von Zeit demonstrieren zu können. (S.101)

      1. F.W.J. Schelling (1775 – 1854)

Schelling war eine weitere Leitfigur des deutschen Idealismus. Basierend auf Fichte und Kant versuchte er ähnlich wie Hegel die Philosophie als rationalistisch und systembasiert zu betrachten. 18

1841/42 reiste Kierkegaard nach Berlin, unter anderem um dort Schelling zu hören. Er zeigte sich allerdings extrem enttäuscht und die noch frischen Eindrücke wirkten sich auf den Begriff Angst aus. Nach Hegel wird Schelling im Begriff am stärksten kritisiert und attackiert. Immerhin aber gab Schelling laut Kierkegaard offener als Hegel zu, dass die Skepsis nur ein neuer Ausgangspunkt sei (S. 15). Dafür verstand Kierkegaard aber seine Ausführungen in Berlin nicht ganz, da er sich zu unklar oder unlogisch ausdrückte (S. 26). An anderer Stelle wirft Kierkegaard Schelling vor, dass dieser die Disputation von Eschenmayer bzw. dessen Gedankengänge tadelte, obwohl er einst selber so dachte (S.37). Doch Kierkegaard geht in seiner Kritik noch weiter. Schellings Schüler würden die Angst falsch behandeln (S. 70), er selber verdrehe ähnlich wie Hegel Begriffe (S.70), benutzt Ausdrücke, die „nutzlos“ seien (S. 159) und letztlich würden die Erklärungen von Schelling alles „vernichten“ (S.134).

      1. J.G. Fichte (1762 – 1814)

Nach Hegel und Schelling der dritte Begründer des deutschen Idealismus19, allerdings nicht so ausführlich von Kierkegaard behandelt wie die zu seiner Zeit noch lebenden, Hegel und Schelling. Der große Logiker wird von Kierkegaard ähnlich den anderen für seine falsche bzw. lächerliche Verwendung von Begriffen gescholten (S. 138, 162, 178).

      1. G.W. Leibniz (1646 – 1716)

Ähnlich wie Hegel ein so genannter Universalgelehrter und vor allem großer Logiker20, der im Begriff Angst ebenso wenig verschont wird wie die späteren großen Logiker. Kurz benutzt er ihn noch als erklärendes Beispiel zur Freiheit (S. 27), später lehnt er zweimal Leibniz‘ liberium arbitrium als „Gedanken-Unding“ ab (S. 59, 131) und einmal darf Leibniz sogar als Beispiel für eine falsche Betrachtungsweise herhalten (S.132).

      1. J.L. Heiberg (1791 – 1860)

J.L. Heiberg war Ästhet, lehrte eine Zeit lang als Philosophie-Professor in Kiel, wurde stark von Hegel beeinflusst und war der führende Kopf der literarischen Elite Kopenhagens zur Zeit Kierkegaards, welcher anfänglich noch Anhänger Heibergs war.21 Nach einer schlechten Kritik Heibergs zu einer Schrift Kierkegaards verkehrte sich dies jedoch und er wurde sein ärgster Gegner. Kierkegaard ließ nichts mehr unversucht, um Heiberg zu attackieren.

Im Begriff Angst kommt dies kürzer, nutzt Kierkegaard doch hauptsächlich nur Heibergs Figuren bzw. Schauspieler seiner Vaudevilles als anschauliche Beispiele (S. 37, 156), doch einmal wirft er Heiberg vor, dass er ihn in seinem früheren Werk Entweder-Oder nicht verstanden hätte (S.24).

      1. Weitere

R. Descartes (1596 – 1650), der Begründer des neuzeitlichen Rationalismus, verfolgte laut Kierkegaard in seinem Denken eine zu schwache Ausführung (S.170).

E. Young (1683 – 1765), der Dichter, erzählte laut Kierkegaard bloßes „Geschwätz“, dass die Sprache in Wirklichkeit nur verschleiere, dass man keine Gedanken hätte (S.127).

N.F.S. Grundtvig (1783 – 1872), der bedeutende dänische Schriftsteller, darf für Kierkegaard als anschauliches aber gleichzeitig schlechtes Beispiel für Verdinglichung von Begriffen dienen (S.92).

A. Bournonville (1805 – 1879), ein großer dänischer Choreograph, inszenierte ein Ballett zu „Faust“, welches bei Kierkegaard als gutes Beispiel dient für etwas, dass man nie hätte darstellen dürfen, da es nicht darstellbar sei (S. 154).

    1. Unterstützung, Übernahme, Bewunderung

Doch Kierkegaard kritisierte und griff nicht nur an, einige wenige fanden auch seine Bewunderung oder übernahm schlicht Begriffe oder Thesen.

      1. F.D.E. Schleiermacher (1768 – 1834)

Der einflussreiche Theologe und Philosoph wurde von Kierkegaard sehr bewundert. Im Begriff Angst nennt er ihn einen Denker, der nur von dem spricht, was er wirklich weiß, im Gegensatz zu Hegel (S. 25). Auch benutzt Kierkegaard ihn als Beispiel gegen Hegel und um seine eigene Ansicht der Dogmatik zu unterstützen.

      1. L. Usteri (1799 – 1833)

Usteri studierte bei Schleiermacher und Hegel, war aber ähnlich wie Kierkegaard für ersteren. Er lieferte eine psychologische Erklärung der Sünde ab, die Kierkegaard für seinen Begriff Angst dankend übernahm (S. 47f).

      1. J.K.F. Rosenkranz (1805 – 1879)

Rosenkranz war energischer Anhänger Hegels, der offen und in mehreren direkt gewidmeten Werken Schelling angriff (S.37). Für letzteres bewunderte Kierkegaard ihn, ersteres aber warf er ihm vor, wie den meisten Hegelianern. Im Begriff Angst bezeichnet Kierkegaard das Schema seiner „Psychologie“ zwar als lächerlich, ansonsten aber findet er das Werk vorzüglich, benutzt und erklärt es bereitwillig (S. 172f, 174).

      1. P.M. Møller (1794 – 1838)

Wie schon oben erwähnt bewunderte Kierkegaard seinen alten Professor sehr. So widmete er dem früh Verstorbenen sogar den Begriff Angst (S.7). Im Zusammenhang mit der Unsterblichkeitsdiskussion, die der Hegelianer Feuerbach einst entfesselt hatte, unterstützt und zitiert ihn Kierkegaard mehrmals (S. 163, 178), auch gegen Fichte (S.178f).

      1. J.G. Hamann (1730 – 1788)

In dem Philosophen und Schriftsteller der Sturm- & Drang-Zeit bemerkte Kierkegaard früh enge geistige Verwandtschaft.22 Im Begriff Angst nennt er ihn den größten Humoristen, der sich mit dem größten Ironiker (Sokrates) verbünden musste, um das Aller simpelste zu sagen (vgl. S. 112). So erwähnt Kierkegaard ihn anfangs auch nur, um Sokrates erwähnen zu können (S. 6) bzw. ihn mit diesem zu vergleichen, später, gegen Ende, übernimmt er aber auch seine Auslegung eines Begriffes, der Hypochondrie (S.189).

      1. Platon und Aristoteles

Kierkegaard zieht im Begriff sehr oft Sokrates als Beispiel heran. Meist hat er diese aus Werken von Platon, Plutarch oder Xenophon, doch spielt Platon zusammen mit Aristoteles auch noch eine andere unterstützende Wirkung.

Platon (427 – 347 v.Chr.), der Schüler Sokrates‘, wird von Kierkegaard zweimal außerhalb des Sokrates-Kontextes erwähnt. Einmal, da er einen anderen Begriff nutzte als Kierkegaard (das Plötzliche, statt den Augenblick), und dieser dies für erwähnenswert hielt (S.103), später erklärt er auch sein „Erinnern“ und nutzt es (S.105).

Aristoteles (384 – 322) wurde von Schelling in seinen Vorlesungen erwähnt, besonders seine „Erste Philosophie“ (die Metaphysik), welche Kierkegaard aber zu viel Theologisches enthielt (S.26), doch Kierkegaard nutzt auch Aristoteles Worte, um seine eigenen, gegen Hegel gerichteten, unterstreichen zu können (S.97). Auch erwähnt Kierkegaard ihn anfangs, als er die Ethik erklärt, in dem Zusammenhang, dass die griechische Ethik stets auch ein ästhetisches Moment behielt (S.21).

      1. Sonstige

Ein Ausdruck von J.K.Lavater (1741 – 1801), einem Philosophen und Theologen, wurde von Kierkegaard übernommen und benutzt, die Physiognomie (S.138).

Mit der Meinung der Karpokratianer (2.Jh.), dass durch Sünde Vollkommenheit erreicht wird, stimmt Kierkegaard nicht nur überein, er übernimmt sie auch für seinen Begriff (S.122).

    1. Als anschauliche Beispiele verwendete

Neben Begriffen und Ansichten der bereits erwähnten nutzt Kierkegaard aber auch zahlreiche andere Autoren, ihre Geschichten oder Figuren als Beispiele zur anschaulichen Verdeutlichung.

Als wichtigste Figur hierbei dient unzweifelhaft Sokrates (469 – 399 v.Chr.), den Kierkegaard in seinem Begriff immer wieder sprechen lässt. Da Sokrates aber keine eigenen Schriften hinterließ, zitiert und vergleicht er hierbei aus den Werken anderer antiker Autoren, die über Sokrates schrieben. Die häufigsten hierbei sind Xenophon (ca. 426 – 355 v.Chr.), Platon (427 – 347 v.Chr.) sowie der erst später lebende Plutarch (ca. 45 – 125) (S.20, 82, 83, 97, 103, 105, 118, 124, 142, 186, 187, 189), ein weiteres Beispiel kam von J.G. Hamann.

Oft nutzt Kierkegaard Figuren oder ganze Geschichten bekannter Autoren als Beispiel, so von F.Schlegel (1772 – 1829) (S.81), W. Shakespeare (1564 – 1616) (S.135, 150, 171), der Gebrüder Grimm (1785 – 1863, 1786 – 1859) (S. 180) und E.T.A. Hoffmann (1776 – 1822) (S. 143), aber auch eine Figur aus einem Stück von W.A. Mozart (1756 – 1791) (S. 132).

Ein Bild zu E. Tegnér (1782 – 1846) dient als anschauliches Beispiel für den Begriff „Augenblick“ (S. 103), ebenso wie ein Bild von D.N. Chodowiecki (1726 – 1801) für einen anderen Begriff (S. 184). Und A.J.B. Parent du Chatelet liefert ihm ein Beispiel für etwas Dämonisches (S.161)

Von L.Holberg (1684 – 1754) zitiert er ein Werk als Beispiel (S.16) und nutzt selbiges später noch einmal zur Verdeutlichung (S.74). Auch J.L. Heiberg, obwohl oft von Kierkegaard kritisiert, liefert ihm zwei Beispiele (S.37, 156), während N.F.S. Grundtvig nur als schlechtes Beispiel dient (S.92), Schleiermacher als ein Beispiel gegen Hegel (S.25) und der Diplomat C.M.Talleyrand-Périgord sowie Napoleon als Beispiele für Genies dienen (S.117f, 120).

J. v. Görres (1776 – 1848) schließlich, Katholizist und Antisemit23, ist nach Kierkegaard zwar mit absoluter Vorsicht zu genießen, er erwähnt ihn jedoch trotzdem als jemanden, der zahlreiche verwendbare Beispiele liefert (S.166f).

  1. Schlusswort

Den größten Einfluss auf den Begriff, der nicht im Text selber erwähnt wird, hatte Kierkegaards Leben. Hier spielten sein Vater und Regine Olsen die größte Rolle, doch es gab auch zahlreiche andere, welche alle mit hinein spielten. Doch nicht nur sein Leben beeinflusste ihn, auch seine Ansichten, vor allem die Kritik an Hegel und auch an Schelling. Neben diesen kritisiert er ebenso noch viel mehr, doch wesentlich trifft es Hegel. Auch verwendet Kierkegaard mehr Kritik als dass er selber Ideen aufnimmt. Zwar gibt es hier einige, doch niemanden wirklich explizit, bei seiner Kritik stützt er sich also meist auf eigene Ansichten und Überlegungen.

  1. Literaturverzeichnis

– Liessmann, Konrad Paul : Sören Kierkegaard zur Einführung. 1993 Junius Verlag, Hamburg. S. 13.

– McDonald, William: Søren Kierkegaard. In: Stanford Encyclopedia of Philosophy. 3. December 1996. http://plato.stanford.edu/entries/kierkegaard/

– Georg Wilhelm Friedrich Hegel. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. 2. März 2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel&oldid=28553867

– Gottfried Wilhelm Leibniz. In: ebenda. 2. März 2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gottfried_Wilhelm_Leibniz&oldid=28548830

– Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. In: ebenda. 3. März 2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Wilhelm_Joseph_Schelling&oldid=28612276

– Johan Ludvig Heiberg. In: ebenda. 29. Januar 2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johan_Ludvig_Heiberg&oldid=27061854

– Johann Georg Hamann. In: ebenda. 27. Februar 2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Georg_Hamann&oldid=28399984

– Johann Gottlieb Fichte. In: ebenda. 2. März 2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Gottlieb_Fichte&oldid=28568586

– Joseph Görres. In: ebenda. 31. Dezember 2006. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Joseph_G%C3%B6rres&oldid=25763447

1 Liessmann, Konrad Paul: Sören Kierkegaard zur Einführung. 1993 Junius Verlag, Hamburg. S. 13.

2 McDonald, William: Søren Kierkegaard. In: Stanford Encyclopedia of Philosophy. 3. December 1996. http://plato.stanford.edu/entries/kierkegaard/

3 Vgl. Liessmann, a.a.O., S. 14ff.

4 Vgl. ebenda, S. 14ff.

5 Vgl. McDonald, a.a.O.

6 Vgl. Liessmann, a.a.O., S. 20f.

7 Vgl. Michael Nielsen. In: Royal Library DK: Kierkegaard Manuscripts. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil1/1-1.htm

8 Vgl. H.N.Clausen. In: ebenda. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil1/1-4.htm

9 Vgl. Poul Martin Møller. In: ebenda. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil1/1-5.htm

10 Vgl. H.L.Martensen. In: ebenda. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil5/hl-mart.htm

11 Vgl. McDonald, a.a.O.

12 Vgl. J.F.Giødwad. In: Royal Library DK. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil2/jfgioed.htm

13 Vgl. E. Boesen. In: ebenda. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil2/eboes.htm

14 Vgl. Johann Ludivg Heiberg. In: ebenda. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil2/jlheib.htm

15 Vgl. Thomasine Gyllembourg. In: ebenda. 4.3.2007 http://www2.kb.dk/kultur/expo/sk-mss//bil2/thgyll.htm

16 Georg Wilhelm Friedrich Hegel. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. 2.3.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel&oldid=28553867

17 Vgl. McDonald, a.a.O.

18 Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. 2.3.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Wilhelm_Joseph_Schelling&oldid=28612276

19 Johann Gottfried Fichte. In: ebenda. 2.3.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Gottlieb_Fichte&oldid=28568586

20 Gottfried Wilhelm Leibniz. In: ebenda. 2.3.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gottfried_Wilhelm_Leibniz&oldid=28548830

21 Johann Ludvig Heiberg. In: ebenda. 29.1.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johan_Ludvig_Heiberg&oldid=27061854

22 Johann Georg Hamann. In: ebenda. 29.1.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Georg_Hamann&oldid=28399984

23 Joseph Görres. In: ebenda. 31.12.2007. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Joseph_G%C3%B6rres&oldid=25763447

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