Der Bauer und der Ochse

Juni 30, 2009

Einst ein Bauer einen formidablen Pflug erstand,
seinen Ochsen zu ersetzen.
Dieser das Ganze jedoch leider nicht witzig fand.
Seit Jahren ließ er sich hetzen
und dafür sollte er ganz ohne jeglichen Dank
sein Ende hier nun bekommen?
Er, der schuftete, der selbst als er schon alt und krank
noch Berge hatte erklommen?

Dies könne er so niemals auf sich sitzen lassen
und so fing er an zu hassen.
Er zerstörte dem Bauern bald all seine Kassen,
lauerte ihm auf in Gassen
und zerrte den flehenden Bauern zur ‚Schlucht der Schand“,
stoß ihn dort über den Rand.
Und fortan ward bald überall den Menschen bekannt:
Ochsen gehört das Bauernland.

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Das Wunder von Saldān

Dezember 6, 2008

Saldān ist eine uralte Stadt. Nicht nur deshalb gilt sie als heilige Stadt; vor allem wegen ihrer Lage in der Mitte aller Länder und zahlreicher sonderbarer Geschehnisse, die sich hier zutrugen. Und von einer dieser Geschehnisse handelt diese Geschichte.

Vor vielen Jahren tobte ein Krieg zwischen Lurruken und Luvaun. Zu dieser Zeit lag Saldān auf dem Gebiet von Lurruken. Luvaun dagegen war das Land, welches seinen Nachbarn angriff. Saldān befand sich mitten dazwischen und wurde bald belagert. Die Kämpfe dauerten Wochen, die Belagerung war hart, die Vorräte gingen zu Neige, die Stimmung unter den Bewohnern der Stadt war gedrückt bis verzweifelt – da geschah das Wunder.

Während die Luvaunen an die Mauern stürmten, litten die Bürger an Hunger. Ihre Klagen erhoben sich gegen die Luvaunen, welche sie angriffen, gegen die Armee ihres Landes, welches sie nicht beschützen konnte und gegen ihren Kaiser, der für Frieden sorgen sollte. Eine große Menge Volk versammelte sich vor den Toren der Stadtspeicher, mit knurrenden Mägen, während draußen die Krieger starben.

Gebt uns Essen! Die Stadt ist verloren!“ riefen die Bürger.

Vorräte gibt es täglich gegen Vorratsscheine, das wisst ihr!“ rief der Befehlshaber der Wache ihnen zurück.

Wir wollen Essen!“ rief da eine Frau voll Verzweiflung.

Nach und nach stimmten andere Bürger in diese Klage mit ein. Bald erhob sich die allgemeine Verzweiflung zu Wut und Gewalt. Irgendjemand zückte ein Messer und erstach einen Wächter. Die restlichen drangen daraufhin auf ihn ein. Weitere Bürger gingen dazwischen und bevor man sich versah, gab es weitere Tote. Nachdem die Wächter niedergemacht worden waren, stürmte die nun völlig rasende Menge die Lager – und fand sie leer vor. Die Ereignisse überschlugen sich immer weiter und bald raste der zornige Mob gegen das Anwesen der Stadtverwaltung, derweil außerhalb der Stadtmauern weiter die Schwerter der Armeen klirrten.

Die Beamten der Stadt erblickten ihr drohendes Ende gleich zweifach aus den Fenstern ihres Gebäudes. Einige fingen an zu Amulos zu beten, zu flehen. Andere suchten Auswege zu fliehen oder Waffen, sich zu verteidigen. Doch einer erblickte etwas ganz anderes: wie ein Mann sich vor die Menge stellte und ihr etwas zurief.

Leute! Die Lager! Sie sind wieder gefüllt!“

Und tatsächlich: die zuvor leeren Lager waren plötzlich wieder randvoll mit Vorräten. Gleichzeitig zogen sich außerhalb der Stadt die Luvaunen zurück, als eine Einheit Lurrukens ihnen in den Rücken gefallen war und ihre Anführer getötet hatte.

So wurde die Stadt Saldān gleich zweifach gerettet und alle beteten in vollem Glauben ihren Kaiser für dieses Wunder an.

ENDE

Kommentar

Es gab viele Kriege zwischen Luvaun und Lurruken und es lässt sich nicht mehr feststellen, auf welchen diese Geschichte zurückgeht. Auch gibt es viele Geschichten dieser Art, bei denen der Gottkaiser von Lurruken seinem Volk in irgendeiner Weise ein Wunder zufügte. Man könnte sagen, diese Geschichten taten dem Glauben im Volke an ihn nur gut.

Solero y Cyprilla, Toljidarin

Karison, Ojútolnán, 21.08.3994


Individuum und Gesellschaft. Gustav Landauers sozialistischer Anarchismus

Juli 23, 2008

Gustav Landauer war einer der außergewöhnlichsten und eigensinnigsten Personen der Menschheit, des Anarchismus, des Sozialismus, der Philosophie, Mystik und Literatur.

Er erklärte, wie man das absolute Individuum überwindet, in sich selber die Welt der Vorfahren entdeckt und so zur Gemeinschaft mit den Menschen findet. Diese Gemeinschaft stellte er als Utopist sich vor als Herrschaftslosigkeit, Freiheit, Individualismus – als Anarchismus. Doch Anarchismus in Gemeinschaft, und diese verwirklicht im Sozialismus. Doch nicht im gleichschaltenden Sozialismus des Marxismus, sondern im individualistischen Sozialismus – im sozialistischen Anarchismus.

Das war sein Lebensziel und er hätte auch zeigen können, dass es funktioniert, hätte man ihn nach der Münchner Räterepublik nicht ermordet.

Hier nun eine kleine Arbeit als Einführung in seine Ideen, samt Kritik.