Überall Ruinen

Juli 18, 2014

Überall Ruinen
Burgen, nur halb ausgegraben
für ewig so belassen werden
statt sie endlich aufzubauen
doch noch schlimmer mag es sein
wird in ihre Ruinen hineingebaut
ein neues modernes Gebäude
Glas und Stahl in Stein und Lehm
geistlose Leere in aufgeladener Geschichte

Überall Ruinen
verfallne Häuser
Fabriken zum Abriss
Grundmauern
Denkmäler
doch kaum Wiederaufbau

Gedenken dem Verfall
Konservierung
Verfaulen

nicht nutzen
nur gucken

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Monumente

Juli 14, 2014

Monumente
Tote Bilder
Tote Augen
Tote Blicke
Tote Hände
Tote Geister
Tote Hirne
Tote Körper
Längst verrottet
Längst verfallen
Längst vergangen
Längst verloren

Worte lebend
Denken Bleibend
Werke stehend
Verehrung Toter
Dichter, Denker
Wissenschaftler
Kirchenmenschen
Musikanten
Vergessen sind
die Unbekannten
Nutzbar gemacht
die mehr Bekannten

Verehrung Toter
Lebend nie gekannt
Art nie erfahren
aus dem Grab geholt


Aphorismus 95: Erinnerung

Oktober 18, 2013

Es gibt zwei Arten der Erinnerung, als da wären: die aktive und die passive. Bei korrelieren mit den Begriffen Bewusstsein und Unbewusstsein.
Die aktive Erinnerung kramt als Geist in sich selbst nach der Antwort, nutzt dafür von der bloßen Verzweiflung zu Mnemotechniken alles was sich anbietet; die passive dagegen wartet auf den Einfall, den ihr das Unbewusste eingibt.


Zitat des Tages – Künstler

April 27, 2012

„Hast du Angst dass sich nach deinem Tod niemand mehr an dich erinnert? Dann solltest du wohl mit dem Malen anfangen.“ „Warum, damit man mich nicht vergisst?“ „Nö, du könntest dann die Küche streichen.“


Die Erinnerung lässt sich ändern.

November 23, 2008

Die Erinnerung lässt sich ändern.

Erinnerung ist änderbar.
Die persönliche täuscht sich schon von Natur aus leicht, ergänzt oder verändert aus subjektiven Vorlieben heraus. Da wird aus einem Gespräch eine Beleidigung weil die selektive Erinnerung nur die provokante Bemerkung zu beginn hervorhebt. Ältere Erinnerungen werden vielleicht gar völlig fiktiv da einzelne Stellen vergessen, andere geändert und weitere hinzu gesponnen wurden.
Nun lässt sich diese subjektive Erinnerung aber natürlich nur durch den eigenen Willen, selektivem Vergessen oder gewaltsamen Eingriff in die Psyche durch eine andere Person ändern.
Erinnerung, für die es keine lebende Person mehr gibt, die sich aktiv daran erinnern kann oder bei der passive Erinnerungen ausgelöst werden könnten – das sind die Erinnerungen, die man ändern kann. Sie sind nur über ein Medium weitererinnerbar, und dieses Medium ist die Schwachstelle.
Jedes Medium, dass der Mensch bisher verwendete, war manipulierbar. Erzählungen, Gesänge, Geschriebene Wörter, sogar Fotos und Filme lassen sich ändern.
Epikur schrieb ganze Bände – alles was noch daran erinnert sind 3 Briefe und wenige Fragmente. Wer sagt uns, dass das wirklich er war?
Wer sagt uns, dass es die Zeit überhaupt wirklich gab?
Es lässt sich erschließen aus der Vermengung zahlreicher Einzelerinnerungen. Doch je später man geht, desto unzuverlässiger und bruchstückhafter werden diese.
Irgendwann ist jede Erinnerung vorbei, irgendwann ist jeder vergessen oder sein ideales Abbild, sein Idol, zu einer Legende und damit etwas anderem geworden. Letzteres ist wiederum ein Punkt für die veränderte Erinnerung.
Man kann sich jede Erinnerung schaffen, wenn man es will. Nur ist ist heute für den Einzelnen schwieriger als früher. Kollektive und Regierungen haben die Macht.


Trauer: Ursache und Effekte

November 4, 2008

Was ist es, das eine kleine harmlose Enttäuschung gleich zu großer Trauer, zu Traurigkeit werden lässt? Ist es

a) etwas unterbewusst vorhandenes, das will, dass man anders handelt, dass man den Willen zur Überwindung des Selbst hat, das nun dafür straft, dass man anders handelte,

b) das entstandene schlechte Gewissen, wofür diese Reaktion aber zu extrem ist, das darum unbewusst weitere Assoziationen, vielleicht an frühere Enttäuschungen aufwirft,

c) unterdrückte Ängste, die sich nun Bahn brechen oder

d) der Verlust, weil man die Enttäuschung doch nicht verursachen wollte?

Der Grund wird durch die Analyse leider nicht entdeckt. Doch der Akt der Analyse bringt Energie. Energie die beim Nachdenken genutzt wird. Energie, die sich gut anfühlt.

Die Traurigkeit, die Trauer, bringt Ernst, bringt das Nachdenken. Trauer als eine Art Reinigung der Seele, wie die Tränen den Körper reinigen. Der Schmerz wird fortgespült, er macht Platz für Neues. Neue Gedanken, neue Erinnerungen strömen herein. Auch neue Ängst, Existenzängste. Angst, die Furcht vor Bedrohungen der eigenen Existenz, die zu neuer Trauer führt. Trauer um das Verlorene, vor allem aber Trauer um das Nicht-Erreichte.

Trauer ist Ruhe.


Vergessen ist notwendig

Mai 17, 2008

„Wer sich nicht auf der Schwelle des Augenblicks, alle Vergangenheiten vergessend, niederlassen kann[..]wird nie wissen, was Glück ist und noch schlimmer: er wird nie etwas thun, was Andere glücklich macht.
[..]
es ist möglich, fast ohne Erinnerung[..]glücklich zu leben, wie das Thier[..]aber ganz und gar unmöglich, ohne Vergessen überhaupt zu leben.
[..]
Es giebt Menschen die diese Kraft so wenig besitzen, dass sie an einem einzigen Erlebniss, an einem einzigen Schmerz[…]wie an einem ganz kleinen blutigen Risse unheilbar verbluten.
[..]
jedes Lebendige kann nur innerhalb eines Horizontes gesund, stark und fruchtbar werden; ist es unvermögend einen Horizont um sich zu ziehen und zu selbstisch wiederum, innerhalb eines fremden den eigenen Blick einzuschließen, so siecht es matt[..]dahin.“
[..]
[jeder]muss das Chaos in sich organisiren,[..]auf seine ächten Bedürfnisse[zurückbesinnen].“

– F. Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen